Das Pferd Lexington

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lindarabbit Avatar

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Das Geheimnis um das Pferd und seinen Betreuer, im Gemälde verewigt! Drei Stränge zu unterschiedlichen Zeiten führen durch den Roman "Das Gemälde" von Geraldine Brook:
2019, Tess und Theo lernen sich durch ein Gemälde von ‚Lexington‘ kennen, Ort: Washington D.C.
1954, Martha Jackson, Galeristin, bekommt von ihrer Haushaltsgehilfin ein Ölgemälde eines Pferdes, ‚Lexington‘, angeboten. Ort: New York City
1850, Jarret, ein schwarzer Sklave betreut das Pferd ‚Lexington‘ (vormals Darley) und der Künstler Scott, der das Pferd malt. Ort: Kentucky, Szessionskrieg

Der Doktorand der Kunstgeschichte Theo findet das Gemälde im Müll der alten Dame von gegenüber, deren kettenrauchender Ehemann kürzlich verstarb. Kettenrauchend ist insofern wichtig, weil Lagen von Nikotin das Gemälde überlagerten. Das Bild muss mühsam gefunden werden. Jess dagegen arbeitet mit Knochen von Tieren und wird gebeten sich um das Skelett des Pferdes Lexington zu kümmern, das in ihrem Institut gelagert wird. Martha Jackson erinnert das Bild von 'Lexington' an das Pferd ihrer Mutter, eine Nachfahrin von 'Lexington'. Wobei die Mutter nach einem Ausritt vom Pferd stürzte und starb.
Jarrett, der schwarze Junge auf dem Gemälde, ist bei der Geburt des Pferdes dabei und Jarrett ist derjenige, der es aufzieht, trainiert und so vieles mit dem Pferd erlebt.

Die drei Stränge sind als Strang jeder für sich beschrieben. Jarret und die Zeiten als sich die transatlantische Sklavenhaltung in der Auflösung befand und sich immer mehr Menschen dazu bekannten, dass auch Schwarze ein Recht auf ihr eigenes Leben haben. Martha Jackson, die aus gutem Hause stammende Kunstliebhaberin. Und dann die Australierin Tess und der amerikanisch – nigerianische Theo.

Der Strang von 2019 ist durchdrungen von zeitaktuellen Themen, dramatisch aufgebaut so wie sie in bestimmten Liebesromanen auch sein könnten. Wobei der mehr oder weniger subtile Rassismus von allen Seiten schon ziemlich dick aufgetragen ist und teilweise garniert auch mit Plattitüden. Und in der Tat gefällt mir von den drei Strängen der zeitaktuelle am Wenigsten, während der historische Strang von 1854 bis 1875 hervorragend sensibel geschrieben ist. Jarret bildet sich selbst weiter, in unterschiedlichen Bereichen. Er macht etwas aus sich... Seine innere Stimme, die immer wieder zum Vorschein kommt, macht diesen Strang interessant und sehr menschlich. Der zweite Strang ist der dünnste, wobei mir da noch Fakten fehlen. Die Geschichte der Galeristin wäre auch interessant, aber trägt dieser Strang etwas zum Ablauf des Romans hinzu?
In jedem Strang tauchen unterschiedliche Charaktere auf, bösartige wie gute (unabhängig von der Farbe der Haut, denn die macht nicht aus einem Menschen per se einen guten Menschen).

Das Umschlagsbild ist äußerst dezent. Lediglich ein kleines Gemälde, ein schwarzer Junge, ein Pferd, Landschaft. Dazu schräg gestellt, was mehr Aufmerksamkeit erregt.

Der Klappentext dagegen macht neugierig.
Ein guter und flüssiger Schreibstil regt an sich in das Buch hinein zu lesen. Der Roman basiert auf der wahren Geschichte des Rennpferdes Lexington. Eine Geschichte mit historischem Hintergrund, die mich sofort angesprochen hat. Pferdeliebhaberinnen flippen wahrscheinlich aus bei dem Buch. Die Autorin besitzt selbst Pferde und reitet für ihr Leben gern. In der amerikanisch - englischen Originalausgabe heißt das Buch einfach ‚Horse‘.

Interessant für Lesende, die sich mit Pferdegeschichten beschäftigen.
Summa summarum – liest sich interessant und lässt das eine oder andere an Fakten nachschlagen. Aber warum die Autorin so mit Preisen überschüttet wird, enthüllt sich mir bei diesem Roman nicht. Dazu muss ich wohl die anderen lesen...