Das Pferd Lexington

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Der großartige neue Roman der Pulitzer-Preisträgerin Geraldine Brooks "Das Gemälde" wäre besser unter seinem Originaltitel "horse" erschienen, denn letztendlich dreht sich alles um den Ausnahmehengst Lexington. 1850 in Kentucky als Spross bereits bekannter Eltern geboren bekommt das Fohlen zunächst den Namen Darley. Später umbenannt in Lexington macht er eine glänzende Karriere als Rennpferd und bleibt auch nach seiner Erblindung erfolgreich als Zuchthengst und Stammvater vieler preisgekrönter Nachkommen.
Sein ganzes Leben lang wird Lexington von dem dunkelhäutigen Reitknecht Jarrett, einem Sklaven, betreut - ein wahrer Glücksfall für beide.
Denn anno 1850 ist die Sklavenhaltung nicht nur in Kentucky noch Alltag. Versklavte Menschen haben keine Rechte, werden oftmals barbarisch behandelt und durch Verkauf für immer von ihren Familien getrennt.
Doch wann immer das Pferd Lexington den Besitzer wechselt wird Jarrett als sein Betreuer mitverkauft.
Eines Tages schenkt der Pferdemaler Thomas J. Scott dem Jungen ein Ölgemälde welches Lexington als Fohlen zeigt. Der Maler wird noch weitere Bilder des Pferdes anfertigen, doch es ist dieses Erstlingswerk, das im Roman die Schicksale mehrerer Menschen und Familien auf drei Zeitebenen miteinander verbindet.
Sehr gekonnt und in ihrer brillianten Sprache verknüpft Geraldine Brooks drei Handlungstränge über einen Zeitraum von beinahe 170 Jahren. Der Leser wird nicht nur mit einem spannenden Roman beglückt, er erfährt auch viel über Pferde, den Umgang mit ihnen und die Bedeutung des Rennsports im Amerika des 19. Jahrhunderts. Zum Teil sehr berührend schildert die pferdebegeisterte Schriftstellerin die Verbindung von Mensch und Tier, von Lexington und Jarrett.
Konfrontiert wird der Leser aber auch mit den Themen Sklaverei und Rassismus. Während die Sklaverei heute mehr und mehr in Vergessenheit gerät, erinnert Geraldine Brooks den Leser mit eindringlicher Stimme an diese unmenschlichen Zustände. Und in einer im Roman eingewobenen und zunächst sehr schön beginnenden Liebesgeschichte zwischen einem jungen Paar unterschiedlicher Hautfarbe zeigt sie auf wie sehr präsent der Rassismus im Amerika unserer Tage ist.
Vier Sterne für diesen Roman und eine Leseempfehlung für alle die auf der Suche nach guter Lektüre sind.