Die Geschichte eines Rennpferdes und doch so viel mehr

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ronya Avatar

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1850 wird in Kentucky ein Hengstfohlen geboren, aus dem eines der bedeutendsten Rennpferde aller Zeiten werden wird. Der versklavte Junge Jarrett, der bei der Geburt anwesend ist, wird dieses Pferd sein ganzes Leben lang begleiten und Höhen und Tiefen mit ihm erleben. Mehrfach kreuzt sich der Weg der beiden mit dem des Malers Thomas J. Scott, der das Pferd wiederholt auf die Leinwand bringt.

Eines dieser Bilder wird 1954 der Kunsthändlerin Martha Jackson zum Kauf angeboten.

In 2019 schließlich trifft der Kunsthistoriker Theo zufällig auf eines der Gemälde und die Wissenschaftlerin Jess ähnlich zufällig auf das Skelett des Pferdes.

In diesem zeitlichen Gerüst webt die Autorin eine Geschichte, welche die des Rennpferdes ist und doch deutlich darüber hinausgeht. Es geht um Pferderennen, aber auch um Sklaverei, den Amerikanischen Bürgerkrieg und Rassismus in der heutigen Zeit. Geraldine Brooks hat bekannte Fakten genommen und diese gekonnt durch Fiktion ergänzt. In einem ausführlichen Nachwort mit Personenverzeichnis kann man bei Interesse erfahren, welche Elemente in welchen Bereich gehören.

Trotz der Vielzahl an Personen, über die sie erzählt, gelingt es der Autorin, diese zum Leben zu erwecken und herauszuarbeiten, was sie antreibt oder zurückhält. Dabei werden diverse Themen berührt, die zum Teil nicht unbedingt „massentauglich“ sind, aber ganz gleich, ob es um den Pferderennsport, die Kunst oder das Präparieren von Knochen ging, ich hatte immer das Gefühl, dass der Text nach gründlicher Recherche entstanden ist, ohne dass ich als Leserin ohne entsprechende Vorkenntnisse durch die Informationen erschlagen worden wäre.

Die Zeitsprünge werden gezielt eingesetzt und ergänzen sich, um die Geschichte nach und nach zu entfalten. Innerhalb der einzelnen Zeitebenen geschehen die Dinge weitgehend chronologisch, so dass der Wechsel zwischen den Jahrhunderten ohne große Verwirrung möglich ist.

Ich habe diesen nicht ganz dünnen Roman innerhalb einer knappen Woche gelesen, habe dazu gelernt, mich berühren und schockieren lassen und kann eine klare Leseempfehlung aussprechen für alle mit Interesse an Pferden, Geschichte, Politik oder schlicht und einfach guter Erzählkunst.