Zu detailreich, zu verzettelt, wenig Spannung

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thirteentwoseven Avatar

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Wer sich auf das Buch „Das Gemälde“ von Geraldine Brooks einlässt, muss
viel Zeit und Geduld mitbringen. Nicht nur, dass das Buch fast 600 Seiten hat, die Handlung entfaltet sich nur langsam. Auch die Handlungsstränge sind unübersichtlich und die einzelnen Episoden verlieren sich in zwar interessanten, aber völlig unnötigen Details. Auch verpufft durch den Wechsel von einer Zeitebene in die andere die mühsam aufgebaute Spannung oder der Höhepunkt auf den ein Kapitel zu steuert, wird durch einen Zeitsprung fast ganz weggelassen und erst aus der Retrospektive erzählt. Was für ein Spannungskiller!

Die Handlung spielt zum einen in der Jetztzeit. Die australische Knochenforscherin Jess mit einer fast abnormen Liebe zu ihrer Wissenschaft und der Kunsthistoriker Theo kommen sich über ein Gemälde eines edlen Rasse- und Rennpferdes näher und rollen dessen Geschichte auf.

Der zweite Handlungsstrang spielt um die Mitte des 19. Jahrhunderts lässt den Leser die Geschichte ebendieses Ausnahmerennpferdes Darley ( das später Lexington genannt wurde ) miterleben. Seine Geschichte ist eng verbunden mit der Geschichte der Sklaverei und Unterdrückung der Farbigen in Amerika. Eigentlich gehört das wertvolle Tier seinen farbigen Trainern Harry und Jarred – der weiße Besitzer hatte es ihnen für ihre außerordentlich gute Arbeit geschenkt. Nur dürfen Farbige in der damaligen Zeit kein eigenes Rennpferd besitzen, geschweige denn zu Rennen anmelden und damit Geld verdienen. Weiße Arroganz, Missgunst und Gewalt bestimmen das weitere Schicksal von Ross und Reiter.

Eine weitere wichtige Rolle übernimmt ein Maler, der im Auftrag des weißen Besitzers das Pferd porträtiert.

Nach über 250 Seiten öffnet die Autorin einen dritten Handlungsstrang. Dort erwirbt eine Galeristin in der Mitte des 20. Jahrhunderts ein Gemälde des edlen Tiers, auf das dann Jess und Theo, die Knochenforscherin und der Kunsthistoriker des ersten Handlungsstranges stoßen.

Fazit: Weniger ist einfach mehr. Hier hat Geraldine Brooks zu viel gewollt, verliert sich in Details und einer überbordenden, langatmigen Konstruktion. Wer sich aber für Kunst, (Renn-)pferde und die Emanzipationsgeschichte der amerikanischen, schwarzen Bevölkerung interessiert und über viel Sitzfleisch verfügt, dürfte dennoch Spaß an dem Buch haben.
Von mir bekommt es insgesamt 3 Sterne.