Eindringlicher, spannender und berührender Roman

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melanie22 Avatar

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Das Buch „Das Geschenk des Meeres“ handelt von den Protagonisten Dorothy und Joseph. Im Winter 1900 wurde im schottischen Küstenort Skerry ein kleiner, halb ertrunkener Junge angeschwemmt, den Joseph am Strand findet und der Dorothys Sohn, der viele Jahre zuvor auf mysteriöse Art und Weise verschwunden ist, im damaligen Alter und auch Aussehen gleicht. Nachdem er im Pfarrhaus aufgepäppelt wird, kümmert sich Dorothy, die als Lehrerin einst aus Edinburgh nach Skerry kam und dort unterrichtet, um ihn. Dadurch dass der Fischer Joseph den Jungen am Strand findet, brechen sowohl bei Dorothy als auch bei vielen anderen Dorfbewohnern alte Wunden auf und Geheimnisse kommen ans Licht, die manche Dorfbewohner lieber vergraben gesehen hätten. Denn noch immer ist nicht klar: Was ist seinerzeit mit Dorothys Sohn Moses passiert und warum gleicht der angeschwemmte Junge ihm so sehr?

Mir persönlich hat der Roman gut gefallen. Die Geschichte wird von Beginn an spannend, eindringlich und düster erzählt. Das Buch wird abwechselnd aus der Perspektive von Dorothy, Joseph und anderen Dorfbewohnern erzählt, was sehr interessant ist. Man erhält dadurch einen tiefen Einblick in die Gefühle und Gedanken der Menschen aus dem Ort Skerry. Der Roman wird auf verschiedenen Zeitebenen erzählt, die damalige und jetzige Zeit wechseln sich ab, was äußerst spannend ist. Der Schreibstil ist flüssig, eindringlich sowie teilweise poetisch und die Geschichte wird so packend erzählt, dass man den Roman kaum aus der Hand legen mag. Die Geheimnisse und die Essenz des Romans kommen durch die abwechselnden Erzählperspektiven und -zeiten nach und nach wie Puzzleteile ans Licht und formen die durchweg tragische Geschichte zu einem Ganzen.

Der Roman bildet auch ein authentisches Dorfportrait in Schottland um 1900 ab, mit den damals üblichen Geschlechterrollen und der Kargheit sowie Härte des Lebens am Meer. Sehr gefallen hat mir, dass der Aberglauben und die Mythen insbesondere über das Meer, an die die Menschen zur damaligen Zeit geglaubt haben, immer wieder in den Roman eingewoben worden sind. Das Setting an der schottischen Küste im Winter ist wunderbar atmosphärisch dargestellt. Man kann beim Lesen die salzhaltige Luft förmlich riechen und das Meeresrauschen hören.

Fazit: Ein schöner, eindringlich erzählter, zumeist düsterer und tragischer aber auch sehr bewegender Roman über Schicksalsschläge, verpasste Chancen, Geheimnisse und eine schottische Dorfgemeinschaft, in der nichts ist, wie es scheint. Perfekt für Menschen, die solche berührenden Romane und das unberechenbare Meer lieben.