Folgen des Schweigens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
meldsebjon Avatar

Von

Vieles ist anders in diesem Roman, als wir es heute gewöhnt sind. Die Rolle der Frau Ende des 19ten Jahrhunderts, das Leben in einem abgeschiedenen Fischerdorf und auch der Umgang der Menschen miteinander. Dorothy kommt als Lehrerin nach Skerry und tut sich sehr schwer damit, auf Menschen zuzugehen. Ihre kalte Mutter hat sie gelehrt, ihre Gefühle nicht zu zeigen, sie zu unterdrücken. So erscheint sie den Dorfbewohnern als hochmütig und unnahbar und bleibt dadurch einsam, alle Kontakte sind nur vordergründig. Ein Mann allerdings erregt ihre Aufmerksamkeit, ihm gegenüber beginnt sie sich zu öffnen. Beide geben ihre Gefühle nicht zu und werden so leichte Beute für Intrigen. Sie landet in einer unglücklichen Ehe, aus der ihr Sohn Moses hervorgeht, der sie glücklich macht, bis er eines Nachts im Sturm verschwindet. Die Zeit danach schweigt sie weiter, fühlt sich schuldig, ebenso wie andere Dorfbewohner, aber niemand spricht die Gefühle aus.
Viele Jahre später wird ein Junge angeschwemmt, der all die verschütteten Gefühle hervorholt, die so lange verborgen waren. Alles kann auf eine Katastrophe zulaufen, vielleicht aber auch auf den Bruch des Schweigens und damit auf die Hoffnung auf eine Besserung.
Sehr anrührend und einfühlsam ist dieses Buch geschrieben. Dorothy mit ihren ganzen verdrängten Gefühlen wird so plastisch geschildert, dass man mit ihr fühlt. Das ist keine leichte Lektüre, dazu hat sie zu viel Tiefgang. Genauso ist das Leben; auch nicht immer leicht.