Kalte Meeresluft

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klugistgut Avatar

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„Das Geschenk des Meeres“ riecht nach Salz, klingt nach Sturm und fühlt sich an wie ein endloser Winter – genau das ist seine Stärke. Auf einer abgelegenen Insel vor Schottlands Küste entfaltet sich eine Geschichte, die zwischen drei Zeitebenen pendelt und Schicht für Schicht ein Geflecht aus Schweigen, Misstrauen und alten Verletzungen freilegt. Kein Wohlfühlroman, sondern rau, bedrückend und manchmal schwer zu ertragen – aber eben auch fesselnd. Die Sprache ist so bildhaft, dass man den Wind fast im Gesicht spürt, das Meer tosen hört und den nassen Sand unter den Füßen fühlt. Die Atmosphäre saugt einen hinein, bis man das Gefühl hat, selbst Teil dieser abgeschlossenen, von Gerüchten zerfressenen Dorfgemeinschaft zu sein. Nicht alles gelingt: Manche Figuren bleiben schemenhaft, und erzählerisch wird das vorhandene Potenzial nicht voll ausgeschöpft. Doch wer sich auf die beklemmende Stimmung einlässt, bekommt ein spannendes, sprachlich starkes und stimmungsvolles Inseldrama, das lange nachhallt.