Klatsch und Tratsch verhindern Liebe

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Der Roman „Das Geschenk des Meeres“ von Julia R.Kelly erzählt eine ergreifende Geschichte auf zwei Zeitebenen. Der Prolog startet im Winter 1900. Der Leser wird Zeuge, des Sturmes in Schottland. Joseph erkennt die Gefahr, denkt aber nicht daran andere zu warnen. Er ist verbittert, dass der Sturm vor langer Zeit ihm etwas genommen hat. Und nun, Jahre später, bringt der Sturm plötzlich ein Geschenk. Der Leser weiß hier weder was verloren ging noch welches Geschenk es ist. Ein spannender Einstieg in einen aufwühlenden Roman.
Ich war von Anfang an gefesselt. Die Geschichte hat mich nicht losgelassen, denn ich wollte die Vergangenheit von Dorothy, Joseph und dem Dorf Skerry kennenlernen und verstehen. Dazu ist es sehr wichtig, sich in die Zeit vor 1900 zurück zu versetzen. In dieser Zeit hatte man noch andere Vorstellungen von Liebe. Dorothy kam als junge Lehrerin von Edinburgh in das Fischerdorf. Sie gehörte nicht zur Dorfgemeinschaft und wurde von vielen Menschen, besonders Frauen, als Eindringling gesehen. In dieser Zeit lernt sie Joseph kennen und lieben. Viele Dorfbewohner erkennen auch die wachsenden Gefühle zwischen den beiden. Alles hätte gut werden können, wenn da nicht Agnes gewesen wäre, die Joseph liebt und glaubt seine Frau werden zu können. Sie hat einen großen Anteil daran, dass Dorothy sich von Joseph abwendet und William heiratet. Joseph dagegen bleibt unverheiratet.
Erst das Geschenk der Sturmnacht, ein fast ertrunkener Junge, bringt so manches Geheimnis ans Licht. Viele Figuren wachsen hier über sich hinaus und verarbeiten mit dem Auftauchen dieses Jungen die Vergangenheit. So wird Dorothy bewusst, dass sie loslassen muss. Sie kann diesen Jungen nicht behalten, auch wenn er sie anfangs sehr an ihren Sohn Moses erinnert hat. Agnes traut ihr Geheimnis und ihre Schuldgefühle endlich dem Pfarrer an. Jane, die Schwester von William und wenig erfreut über die Heirat mit Dorothy beichtet ihrer Schwägerin etwas.
Klatsch und Tratsch haben für viele Dorfbewohner wirklich nur Unglück gebracht. Das Geschenk des Meeres, der Junge, steht für mich auch als Symbol für eine neue Zusammengehörigkeit im Dorf.
Ich kann dem Buch eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen.