Wie eine Flaschenpost, die man öffnet und nicht mehr vergessen kann.

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Draußen tobt der Sturm, drinnen knistert der Kamin – und am Strand von Skerry liegt plötzlich ein Junge, als hätte das Meer ihn einfach ausgespuckt. Der Fischer Joseph trägt ihn ins Dorf, doch statt Erleichterung mischen sich Staunen und ein leiser Schauer: Das Kind sieht aus wie Dorothys Sohn… der vor Jahren vom Meer genommen wurde.

Dorothy, die mit ihrer Trauer lebt wie andere mit der salzigen Meeresluft, nimmt den Fremden bei sich auf, nur bis geklärt ist, wer er ist. Sagt sie. Doch der Junge bringt alte Geschichten zurück, solche, die besser tief unter der Oberfläche geblieben wären. Und während draußen Wellen gegen Felsen peitschen, branden drinnen Erinnerungen, Fragen und ein bisschen Hoffnung auf.

Ein Dorf, das mehr verschweigt als es sagt, ein Meer, das nicht vergisst und eine Frau, die lernen muss, dass manchmal das Herz schneller antwortet als der Verstand.

Meine Leserillen:
Trauer, Hoffnung, Schuldgefühle, Verlust und das alles in einem kleinen schottischen Küstendorf, wo der Wind alles mitnimmt, was nicht festhält. Ich gebe zu: Ich habe das Buch erst ein bisschen vor mir hergeschoben, weil klar war das wird schwer. Tief.

Und ja, es war alles davon. Aber kaum hatte ich angefangen, zog es mich rein wie ein Wellensog, und plötzlich war ich mittendrin: in Dorothys Schmerz, in ihrem Festhalten an einem Jungen, der vielleicht… oder vielleicht nicht… .

Dorothy trägt ihre Schuldgefühle wie ein nasses Wolltuch: schwer, klamm, aber irgendwie auch wärmend, weil man sich nicht traut, es ganz abzulegen. Diese leise, unverschämte Hoffnung, die sie in sich trägt, hat mich berührt. Und die Bilder! Die Möwen kreischten irgendwo im Hinterkopf, während ich Seite um Seite weitertrieb.

Jede Figur ein kleines Geheimnis, jeder Dialog eine Spur, die irgendwohin führt (oder in eine Gasse, in der nur der Wind pfeift). Das war für mich ein richtiges Highlight. So ein Buch, das man zuklappt und noch eine Weile ansieht, weil man nicht zurück ins Hier und Jetzt will.