bizarr, verblüffend, genial!

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hiclaire Avatar

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Schon das erste Buch von Gaea Schoeters, Trophäe, hat mich sprachlich und inhaltlich fasziniert. Hier ist es ähnlich gewesen, nur der Erzählton ist ein anderer, leichter zu lesen, weniger emotional und schockierend.

Krass, wie kommt man denn auf so eine Romanidee, dachte ich mir beim Lesen. Tatsächlich gibt es dafür einen realen Hintergrund. Als im Jahr 2024 Umweltministerin Steffi Lemke ein Einfuhrverbot für Trophäen befürwortete, reagierten die betroffenen afrikanischen Länder teils mit Entrüstung und Protest. Auch wenn ich dank Google nun um den Ursprung der Idee weiß, finde ich die Geschichte genial erdacht und umgesetzt. Der in den Augen der Afrikaner unreflektierte einseitige Blick auf diese Problematik wird auch schon in Trophäe thematisiert, jedoch wie schon erwähnt, noch sehr viel eindringlicher und emotionaler.

Irgendwie gelingt es dem Präsidenten von Botswana 20.000 Elefanten nach Deutschland zu befördern. Und daraus entwickelt die Autorin eine vielschichtige und ebenso bizarre wie kluge Geschichte voller Ironie und Humor, bei der einem das Lachen schon mal im Halse stecken bleibt, so nah kommt sie in vielen Aspekten der Realität. Sie jongliert mit Sensationsgier und Schaulust, der Manipulierbarkeit von Menschenmassen, und Politikern, die von Rechtspopulismus und Umfragewerten getrieben werden. Dabei wird wieder einmal aufgezeigt, wie wenig sich komplexe Probleme für alle passend lösen lassen. Ein Dilemma für verantwortungsbewusste Politik.

Sprachlich wunderbar eloquent und auf den Punkt, mit auffallend vielen klugen Frauen als Protagonisten. Ein Lesevergnügen par excellence und ein Favorit für mein Highlight des Jahres.