Ein Geschenk mit Hindernissen

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cateye Avatar

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Das mit Spannung erwartete zweite Buch der Autorin überzeugt mit einem puristischen Cover und einem ausgewogenen Farbkonzept. Auch diesmal gibt das Foto eines Elefanten einen Hinweis auf die tierischen Nebendarsteller der Geschichte. Die Verschärfung des Einfuhrverbotes für exotische Tiertrophäen vor einigen Jahren und die darauf folgende Ankündigung von Botswana, Deutschland 20 ooo Elefanten zu senden hat die Autorin dazu inspiriert, diese Geschichte in allen Konsequenzen bis zum Ende durch zu spielen. Erzählt wird zumeist aus dem inneren Zirkel der Berliner Bundespolitik, es gibt interessante Einblicke in Entscheidungsfindungen und die Gedanken des Bundeskanzlers, der sich auch mal mit seiner Vorgängerin über das Vorgehen in diesem einzigartigen Fall berät.
Der Roman beschreibt mit seinen 148 Seiten die Personen und Probleme sehr reduziert und pointiert, trotzdem sind die Figuren gut getroffen und zugänglich, die wichtigsten Punkte werden logisch nachvollziehbar dargelegt. Dabei kommt weder die Unterhaltung noch das Nachdenken zu kurz, zu nah sind die Probleme des Buches an der aktuellen Tagespolitik.
Nach dem atemberaubenden Debüt der Autorin mit einem Thema, das in der deutschen Gegenwartsliteratur so noch nicht beschrieben wurde, mutet das neue Buch etwas unspektakulärer an. Aber es ist sehr spannend und herausragend erzählt, wie sie das Gedankenexperiment um 20 000 Elefanten in Deutschland, die weder eingesperrt noch getötet werden dürfen, entwickelt und aufzeigt, wie stark wir Menschen in die Natur eingreifen und wie wenig Raum es für eine freie Entwicklung von Tieren und Pflanzen noch gibt. Die Entwicklung der Utopie eines Europa, in dem der Naturschutz und das Miteinander den Stellenwert haben, den wir für die Zukunft dringend brauchen, muss im Wahlkampf geopfert werden, um den Sieg der rechten Gegenspieler abzuwenden.