Ein magisches Gedankenexperiment dümpelt vor sich hin

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20.000 Elefanten in Deutschland – ein Geschenk und gleichzeitig eine Lektion aus Botswana, sich nicht so überheblich um das Wohlergehen von Tieren zu sorgen, die zehntausende Kilometer weit weg sind, und dabei die dortige Bevölkerung, also die Menschenbrüder aus dem Blick zu verlieren. Natürlich verursachen die Elefanten über 435 Tage hinweg zunächst in Berlin und später in nahezu ganz Deutschland jede Menge Chaos, das hier mal lustig, mal sehr offensichtlich oder auch redundant beschrieben wird.

Immer wieder wird die Frage aufgeworfen: Sind wir Menschen in der Lage, unser gewohntes Leben zu verändern und die Chance für einen Strukturwandel hin zu Klimaschutz und Artenvielfalt zu nutzen? Können Politiker ihren Fokus von Karrieren und Wahlergebnissen auf den langfristigen Wandel der Gesellschaft lenken und mit gutem Beispiel mutig voran gehen? Einer zumindest meint: „Aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt für so einschneidende Maßnahmen.“ (S. 117)

Während zu Beginn des Buches noch der Oppositionelle Herr Fuchs und sogar ein Obdachloser kurz aus der Erzählperspektive der dritten Person beleuchtet werden, steht danach meist Kanzler Winkler im Vordergrund, dessen politische Meinung und Kurs klar und damit leider offensichtlich und langweilig bleibt. Die Diskussionen seiner Minister sind interessant, werden aber immer vom „Argument“: wie käme das denn beim Wähler an? übertrumpft. So kann man inhaltlich zwar einiges über Elefanten und Klimapolitik lernen, bekommt den Dämpfer der Umsetzungsproblematik jedoch immer gleich mitgeliefert. Das Buch ist daher eher eine Politsatire und Aneinanderreihung von Elefanteneskapaden, als ein solider Roman. Die moralische Tiefe, die ich mir nach dem kontroversen Band Trophäe erhofft hatte, blieb für mich leider aus. Was vielleicht auch daran liegt, dass Frau Hartmann nur einen Dialog wirklich gewinnt und ansonsten über ihr stets das angekündigte Damoklesschwert der Sündenbockstrategie schwebt.

Auf S. 134 wird dann zum dritten oder viertem Mal erklärt, wie das mit dem Elefantenjungen Kika und seiner Mutter war – bei 139 Seiten Buchumfang ist ein Leser sicher in der Lage, zu wissen, was auf S. 79 passiert ist. Daher ist das Buch leider auch sprachlich und vom Anspruch, der ans Lesen gestellt werden könnte, enttäuschend. Und kann daher für mich nicht an die Brillianz seines Vorgängers anknüpfen. Dennoch stellt das Buch wichtige und aktuelle Themen vor und hält der Gesellschaft und vor allem eben der Politik einen Spiegel vors Gesicht. Ich hätte mir das nur etwas ausgefeilter gewünscht.