Ein wahres Geschenk
Letztes Jahr im Frühjahr verschlang ich absolut begeistert und mit angehaltenem Atem „Trophäe“ von Gaea Schoeters. Lange hallten ethische Fragestellungen rund um die Jagd und den Naturschutz in mir nach. Wenige Zeit später las ich in der Zeitung, dass Botswana erwäge, Deutschland 20.000 Elefanten zu schenken, als Protest gegen ein geplantes Einfuhrverbot für Jagdtrophäen. Präsident Mokgweetsi Masisi hatte diese Idee als Reaktion auf die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke geäußert, die die Einfuhr von Jagdtrophäen aus Afrika beschränken wollte. Botswana sieht in der wachsenden Elefantenpopulation eine Bedrohung für Landwirtschaft und Menschen.
Nach Lektüre des Buches habe ich das mit Erstaunen und auch einem Schmunzeln wahrgenommen – anders als @gaeaschoeters. Sie hat nämlich darin sofort die Idee für ihr neues Buch „Das Geschenk“ gesehen, das gerade erschienen ist. Vorab: Ich war skeptisch, ob sie die Kraft und den Sog, den „Trophäe“ für mich hatte, wiederholen könnte – oder ob dieses Buch schwächeln würde, den Fluch des zweiten Buches haben würde. Aber weit gefehlt!
„Das Geschenk“ behandelt globale Fragen aus europäischer, aus deutscher Perspektive. Denn Botswana macht Ernst – und auf einmal erscheinen Elefanten in Berlin. Sie baden in der Spree, laufen durch den Tierpark, sorgen für Massenkarambolagen. Und der Präsident Botswanas macht klar: Sie dürfen nicht eingesperrt werden – wenn ein Elefant sich nicht frei bewegen kann, wird er sich verdoppeln. Dem Kanzler ist also schnell klar: Die Elefanten müssen geschützt werden – die Menschen müssen sich halt anpassen. Und das auch noch kurz vor der Wahl!
Eine Politsatire entspinnt sich. Ein Krisenstab wird gebildet, hektische Betriebsamkeit setzt ein. Ein Ministerium für Elefantenangelegenheiten wird gegründet. Learnings aus der Corona-Pandemie werden eingesetzt, Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudien angesetzt. Dann muss halt das Narrativ zum Vorteil geändert werden um die Menschen zu begeistern statt zu verängstigen, Symbole müssen gefunden werden. Auf Menschlichkeit gesetzt werden, auch wenn das beispielsweise ein Tempolimit bedeutet. Alle Elefanten können natürlich auch nicht in Berlin bleiben, sie müssen umverteilt werden. Faire Verteilung, Gerechtigkeit, sogar „wir schaffen das“ fällt…
Gleichzeitig spielt die „Elefantenkrise“ den aufstrebenden rechten Parteien in die Hände. Die Elefanten können doch nicht unsere Welt verändern wie sie immer war, warum sich selbst einschränken nur für Elefanten?
Die politischen Interessen der einzelnen Berliner Spieler sind natürlich auch nicht zu vernachlässigen – da muss der Kanzler sich schon mal bei der Alt-Kanzlerin im Bademantel Rat holen…
Dieses kurze Buch stellt die Frage, wie wir Europäer auf die von uns mitverantworteten Probleme auf dem afrikanischen Kontinent schauen und wie stark unser Blick immer noch durch die Kolonialzeit geprägt ist. Ebenso, wie man die Welt und die Gesellschaft verändern kann, wenn man immer Belohnungen für politische Entscheidungen innerhalb einer Wahlperiode erhalten „muss“ und so jedes längerfristige Verändern systemisch unmöglich wird.
Dieses Buch hat nicht die Wucht von „Trophäe“ – das kann es auf Grund des Themas auch nicht mehr haben. Aber es ist kurzweilig, unterhaltsam, klug geschrieben und ein wahres „Geschenk“.
Die Übersetzung aus dem Niederländischen von Lisa Mensing @lisnausdemeis ist erneut sehr gut gelungen. Besonders die Beschreibungen der Körper und Bewegungen sind mir hier sehr positiv aufgefallen.
Nach Lektüre des Buches habe ich das mit Erstaunen und auch einem Schmunzeln wahrgenommen – anders als @gaeaschoeters. Sie hat nämlich darin sofort die Idee für ihr neues Buch „Das Geschenk“ gesehen, das gerade erschienen ist. Vorab: Ich war skeptisch, ob sie die Kraft und den Sog, den „Trophäe“ für mich hatte, wiederholen könnte – oder ob dieses Buch schwächeln würde, den Fluch des zweiten Buches haben würde. Aber weit gefehlt!
„Das Geschenk“ behandelt globale Fragen aus europäischer, aus deutscher Perspektive. Denn Botswana macht Ernst – und auf einmal erscheinen Elefanten in Berlin. Sie baden in der Spree, laufen durch den Tierpark, sorgen für Massenkarambolagen. Und der Präsident Botswanas macht klar: Sie dürfen nicht eingesperrt werden – wenn ein Elefant sich nicht frei bewegen kann, wird er sich verdoppeln. Dem Kanzler ist also schnell klar: Die Elefanten müssen geschützt werden – die Menschen müssen sich halt anpassen. Und das auch noch kurz vor der Wahl!
Eine Politsatire entspinnt sich. Ein Krisenstab wird gebildet, hektische Betriebsamkeit setzt ein. Ein Ministerium für Elefantenangelegenheiten wird gegründet. Learnings aus der Corona-Pandemie werden eingesetzt, Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudien angesetzt. Dann muss halt das Narrativ zum Vorteil geändert werden um die Menschen zu begeistern statt zu verängstigen, Symbole müssen gefunden werden. Auf Menschlichkeit gesetzt werden, auch wenn das beispielsweise ein Tempolimit bedeutet. Alle Elefanten können natürlich auch nicht in Berlin bleiben, sie müssen umverteilt werden. Faire Verteilung, Gerechtigkeit, sogar „wir schaffen das“ fällt…
Gleichzeitig spielt die „Elefantenkrise“ den aufstrebenden rechten Parteien in die Hände. Die Elefanten können doch nicht unsere Welt verändern wie sie immer war, warum sich selbst einschränken nur für Elefanten?
Die politischen Interessen der einzelnen Berliner Spieler sind natürlich auch nicht zu vernachlässigen – da muss der Kanzler sich schon mal bei der Alt-Kanzlerin im Bademantel Rat holen…
Dieses kurze Buch stellt die Frage, wie wir Europäer auf die von uns mitverantworteten Probleme auf dem afrikanischen Kontinent schauen und wie stark unser Blick immer noch durch die Kolonialzeit geprägt ist. Ebenso, wie man die Welt und die Gesellschaft verändern kann, wenn man immer Belohnungen für politische Entscheidungen innerhalb einer Wahlperiode erhalten „muss“ und so jedes längerfristige Verändern systemisch unmöglich wird.
Dieses Buch hat nicht die Wucht von „Trophäe“ – das kann es auf Grund des Themas auch nicht mehr haben. Aber es ist kurzweilig, unterhaltsam, klug geschrieben und ein wahres „Geschenk“.
Die Übersetzung aus dem Niederländischen von Lisa Mensing @lisnausdemeis ist erneut sehr gut gelungen. Besonders die Beschreibungen der Körper und Bewegungen sind mir hier sehr positiv aufgefallen.