Elefanten an der Spree

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
jackolino Avatar

Von

Berlin wacht eines Morgens auf und ist von Elefanten bevölkert. In der Spree, vor dem Bundeskanzleramt, am Brandenburger Tor, überall tummeln sich die Dickhäuter.
Die Befürchtung, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handeln könnte, wird schnell widerlegt, denn im Bundeskanzleramt meldet sich der Präsident von Botswana. Als Reaktion auf das Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen, also hier in erster Linie Elfenbein, hat die Regierung von Botswana dem deutschen Volk 20.000 Elefanten geschenkt, die nach und nach per Flugzeug in Schönefeld eintreffen und sich überall in der Hauptstadt verteilen. Schon in kürzester Zeit herrscht das totale Chaos. Die Umweltschützer verlangen, dass sich der Mensch dem Tier unterordnet, alle anderen Politiker sind dagegen. Und die Rechte nutzt die ganze Situation für Panik- und Stimmungsmache aus.

Der Elefantendung überall in der Stadt sorgt dafür, dass sich Pflanzen, die bisher nicht in Deutschland heimisch waren, ungehindert ausbreiten. Es dauert nicht lange, und der Reichstag, das Brandenburger Tor und wichtige Gebäude sind unter den wuchernden Pflanzen begraben. Aber immerhin ist so immer genug Futter für die Elefanten vorhanden. Der Elefantendung wird zwar zum Exportschlager, dafür leiden aber die meisten anderen Industriezweige.
Und trotzdem, zunächst einmal versucht man verzweifelt, das Volk für die Elefanten zu begeistern. Die Geburt eines Elefantenbabies wird live im Fernsehen übertragen, eine Romanze zwischen einem asiatischen Elefantenbullen und einer afrikanischen Elefantenkuh wird mit fragwürdigen Mitteln gefördert und als Multikulti ausgeschlachtet, frei nach dem Motto, selbst die Tierwelt hege keine Ressentiments gegen andersartige Artgenossen.
Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert, in nur vier Begriffen wird die Überforderung des Staates mit dieser Situation klargemacht. Deutschland verlangt von Ländern im Süden Afrikas den Schutz von bestimmten Tierarten und stellt sie über die Bedürfnisse ihrer Bürger. Botswana hat den Spieß umgedreht und verlangt nun von Deutschland das Gleiche und droht mit weiteren Lieferungen, wenn den Elefanten auch nur ein Haar gekrümmt werden sollte.
Die absurde Situation macht uns klar, dass wir nicht immer mit unseren Maßstäben messen können.
Das Buch ist anders geschrieben als „Trophäe“, wo die Überlegungen und Gedanken von White Hunter einen sehr viel größeren Raum einnehmen. An mancher Stelle hätte ich mir gewünscht, dass dem Gespräch zwischen Kanzler Winkler und Präsident Teboga noch etwas mehr Platz eingeräumt worden wäre und die Unterschiede in der Sichtweise aus den verschiedenen Kulturen heraus noch näher beleuchtet worden wären.
Hier liegt der Fokus mehr auf den Handlungen, den Reaktionen der Politiker, wie sie mit der ungewohnten Situation umgehen. Das ist zum einen ihre kurzsichtige Betrachtungsweise, das immer nur Schielen nach dem nächsten Wahltermin, es gibt auch Verweise auf tatsächliche Ereignisse in der Vergangenheit, die auch der Hilflosigkeit entsprangen, aber Mut machen sollten „Wir haben schon so viel überwunden, dass wir auch das hinbekommen. Wir schaffen das!“
Letztendlich aber stellt man sich der Realität, auch wenn man damit seine eigenen Ideen verrät und seine Überzeugungen mit Füßen tritt. Aber immerhin dient es der Machtsicherung!