Elefanten in Berlin: Polit-Satire über Klimakrise und Macht

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downey_jr Avatar

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„Das Geschenk“ ist mein erstes Buch von Gaea Schoeters, das mich aufgrund des gleichwohl absurd wie interessant klingenden Plots sofort angesprochen hatte.
Die Geschichte spielt in Berlin und beginnt damit, dass plötzlich Elefanten mitten in der Großstadt auftauchen. Es werden immer mehr von den Dickhäutern gesichtet und schnell ist klar, dass sie nicht aus dem Zoo ausgebrochen sind. Sie sind ein Geschenk des Präsidenten von Botswana. Insgesamt 20.000 Elefangen hat er nach Deutschland geschickt - seine Reaktion auf das Einfuhrverbot von Jagdtrophäen, das die deutsche Regierung gerade beschlossen hat.
„Ihr Europäer wollt uns vorschreiben, wie wir zu leben haben. Vielleicht solltet ihr es einmal selbst versuchen …“
Was folgt, ist ein gelungenes, fiktives Szenario, bei dem sich Politiker*innen und Bürger in einer absurd klingenden Krise befinden, die jedoch überraschend realitätsnah dargestellt ist. Ein politisches Machtspiel vom Allerfeinsten entfaltet sich.

"Was hattest du denn erwartet? Wir schaffen das. Elefanten sind keine Flüchtlinge. Das hier ist kein Problem der Wahrnehmung, sondern an ein echtes Problem. Das kann man nicht mit ein bisschen Propaganda aus der Welt schaffen."

Das Wohl der „einfachen Bürger*innen“ und der Elefanten spielt nur nebenbei eine Rolle, denn alles ist aus Sicht der Mächtigen geschrieben. Ganz wie im wahren Leben …

Gaea Schoeters baut in ihren nur 144 Seiten langen Roman viele aktuelle Themen ein, von Klimakrise/Natur und Globalisierung über Verantwortung, Macht und Rassismus bis hin zu Migration und nationaler/kultureller Identität. Mit den Elefanten schafft die Autorin sehr treffsicher ein Sinnbild für die Angst vor Geflüchteten.

Die Protagonist*innen sind sehr authentisch dargestellt und ich kam nicht umhin, den fiktiven Kanzler Winkler mit Olaf Scholz zu vergleichen; die Ex-Kanzlerin im Roman ist meiner Meinung nach eindeutig ein Bezug auf Angela Merkel.

Für ein Highlight fehlte mir noch etwas; unter anderem hätte ich mir gewünscht, dass das Thema um den rechten Politiker Fuchs noch besser ausgearbeitet worden wäre.

„Wir haben so viel Angst vor dem rechten Vormarsch, dass wir uns nicht mehr trauen, zu regieren, aber das Klima verändert sich schneller als die Politik. Um den Herausforderungen von morgen die Stirn bieten zu können, musst du dich trauen, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Nicht einen Stein ins Wasser werfen, sondern einen ganzen Felsen. Im Vergleich zu den Klimaproblemen, die auf uns zukommen, ist Fuchs nur eine Kräuselung an der Oberfläche. Fische wählen nicht. Du denkst immer noch in Amtszeiten von vier Jahren, während wir Generationen im Voraus planen müssen. Parteipolitik ist ein Luxus, den wir uns nicht länger leisten können - es wird Zeit, die Verantwortung zu übernehmen. Aber das erfordert Mut.“

Ansonsten ist „Das Geschenk“ ist ein gleichermaßen satirisch-witziger, spannend und tiefgründiger Roman, der uns alle zum Nachdenken anregen sollte. Ich vergebe für diese Satire 4 von 5 Sternen.