Elefanten in Deutschland

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caro la Avatar

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Die Berliner trauen ihren Augen kaum - plötzlich baden Elefanten in der Spree und spazieren durch Parks und Gärten. Sie kommen nicht aus den Berliner Zoos und es werden immer mehr. Und da es Berlin ist, ist natürlich auch schnell die oberste Riege der Bundesregierung involviert. Es stellt sich heraus, die Elefanten sind ein „Geschenk“ der Regierung von Botswana als Reaktion auf das Elfenbeingesetz Deutschlands.

Gaea Schoeters neuer Roman spielt nicht in Afriaka sondern in den Regierungsbüros Deutschlands und trotzdem spielen exotische Tiere wieder die Hauptrolle. Sie greift in „Das Geschenk“ das tatsächliche Angebot Botswanas auf, Deutschland 20000 Elefanten zu überlassen, nachdem Deutschland im Frühjahr 2024 das sogenannte „Elfenbeingesetz“ erlassen hatte, welches strengere Einfuhrregeln für Jagdtrophäen vorsieht. Schoeters denkt den Gedanken konsequent weiter, was passiert wäre, wenn Botswana nicht angefragt hätte, sondern sein Angebot direkt in die Tat umgesetzt hätte. Sie blickt hinter die Kulissen des Regierungsbetriebs und in den Kopf eines Bundeskanzlers Winkler. Sie spricht viele Probleme in Deutschland an, die real existieren auch ohne Elefanten und legt den Finger in Wunden und das Ganze verpackt in eine kurzweiligen Roman.

Nach „Trophäe“ ist „Das Geschenk“ der zweite Roman von Gaea Schoeters, der ins Deutsche übersetzt wurde. Auch wenn er wichtige Themen anspricht und sicherlich gut recherchiert ist, hat mich diese Geschickte nicht so beeindruckt, wie „Trophäe“ - dafür waren mir insgesamt zu viele Lücken in der Geschichte (Wie sind die Elefanten nach Deutschland gelangt? Ja, auch wenn man Elefanten als Methaper denkt…) und insgesamt hätte man die Geschichte auch etwas mehr ausbauen können, das Thema hat mehr als 153 Seiten verdient. Auf mich wirkte es, als hätte nach dem großen (und sehr verdienten) Überraschungserfolg von Trophäe möglichst schnell ein neues Buch mit kontroversen Themen und gern ein bisschen afrikanischen Flair herausgebracht werden musste. Trotzdem ist das Buch eine Empfehlung, weil es mit viel (zynischem) Humor sich Themen wie die des globalen Zusammenlebens widmet und gleichzeitig den deutschen und europäischen Politikbetrieb demaskiert.