Elefantenrunde

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tausendmund Avatar

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Immer wenn du glaubst in moralisch sicheren Gewässern zu schwimmen, kommt Gaea Schoeters daher und legt dich trocken. So ging es mir schon mit ihrem Roman „Trophäe“ über die moralischen Abgründe der Trophäenjagd in Afrika. (Tolles Buch! Wenn ihr das Buch noch nicht kennt – husch, husch, schnell nachholen!) Mit „Das Geschenk“ zeigt Schoeters erneut, wie schwierig sich klare Positionierungen zu krisenartigen Situationen gestalten können. Und macht gleichzeitig auf ganz fantastische Weise die Politik der Bundesrepublik Deutschland nackig.

Der Text startet mit einem Gedankenexperiment, welches auf einer tatsächlichen Begebenheit beruht: Als das deutsche Bundesumweltministerium 2024 über ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen diskutiert, macht der Präsident Botswanas Deutschland das „Angebot“, aufgrund der Überpopulation von Elefanten in seinem Land, einfach 20.000 der Dickhäuter rüberzuschicken.

Schoeters imaginiert eine deutsche Regierung zum Zeitpunkt als Elefanten plötzlich überall in Berlin auftauchen und liefert damit nicht nur einen Kommentar auf ihren Roman „Trophäe“, sondern verfolgt die Handhabung dieser Krise in Form einer Politsatire. Denn: Welche Infos an die Medien geben? Wohin mit den elefantischen Ausscheidungen? Und wer zur Hölle springt jetzt schnell als Minister*in für Elefantenangelegenheiten ein?

Ganz in der Tradition der Satire ist der Erzählstil nüchtern-distanziert und einzelne Personen nehmen eher Funktionen ein als dass sie Charaktertiefe zeigen. Außerdem gibt es mal sehr deutliche, mal eher subtile Anspielungen auf Parallelen mit der Covid-Pandemie, auf Korruptionsaffären wie auch auf den Umgang mit dem Einzug von Rechtsradikalen in den Bundestag. Das alles ist so überaus gut und pointiert geschrieben, dass es mir durchgängig einen Bitterschmunzel entlockt hat. Denn bei allem (Spaß am) Beschweren über die Entscheidungen der deutschen Regierung übersehen wir glaube ich oft eine Tatsache: Es ist nicht leicht, wenn nicht sogar unmöglich, den Bedürfnissen aller gerecht zu werden.