Herrlich bissig

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isaba Avatar

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Mit „Das Geschenk“ legt die Gaea Schoeters eine originelle und auch durchaus tiefsinnige Satire vor, die aktueller kaum sein könnte. Die Idee ist sehr kreativ und klingt erstmal völlig verrückt: 20.000 afrikanische Elefanten tauchen plötzlich in Berlin auf – ein „Geschenk“ des Präsidenten von Botswana, als Reaktion auf das deutsche Verbot von Jagdtrophäen. Was wie ein schräger PR-Gag wirkt, entpuppt sich als raffinierter politischer Affront – und bringt die deutsche Regierung ordentlich ins Schwitzen.

Zwischen skurrilen Pressekonferenzen, hektischen Krisensitzungen und einem eigens gegründeten Ministerium zeigt sich schon bald: Die deutsche Politik ist mit dieser außergewöhnlichen Situation völlig überfordert. Statt echter Lösungen gibt es vor allem Symbolpolitik, Absicherung nach innen und außen – und jede Menge grotesker Szenen, in denen man reale Vorbilder auch mal wiedererkennt.

Die Autorin nimmt das politische Geschehen mit kreativem Witz, aber auch mit merklicher Ernsthaftigkeit auseinander. Ihre Sprache ist präzise, trocken und hin und wieder spöttisch, aber nie zynisch. Hinter dem absurden Szenario stecken große Themen: Globalisierung, koloniale Vergangenheit, Verantwortung, Ignoranz - evtl. etwas zu viel in der recht kurzen Geschichte. In gewisser Weise führt „Das Geschenk“ die Ideen aus dem Vorgängerroman „Trophäe“ weiter – diesmal allerdings nicht im fernen Afrika, sondern mitten in Europa.

Trotz des ernsten Kerns liest sich der Roman wunderbar leicht und unterhaltsam. Die Mischung aus politischem Kabarett, Gesellschaftsspiegel und absurdem Theater funktioniert hervorragend und sorgt dafür, dass man beim Lesen oft lacht, manchmal schluckt und am Ende nachdenklich zurückbleibt.

Ein (leider zu kurzer) Roman mit großer Wirkung – klug, scharf beobachtet und absolut lesenswert.