Politsatire-Geschenk für Deutschland

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la calavera catrina Avatar

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In Berlin tauchen plötzlich Elefanten auf und es werden immer mehr. Ingesamt 20. 000 Elefanten schenkt der Präsidenten von Botswana Deutschland - und Geschenke kann man nicht einfach zurückgeben. Das bringt Bundeskanzler Hans Christian Winkler in eine schwierige Situation, denn seine politische Einmischung hat dramatische Folgen für Botswana. Nun muss er diese bittere Pille schlucken und um seine Wiederwahl fürchten. Die neu ernannte Ministerin für Elefantenangelegenheiten Hannelore Hartmann soll es richten und präsentiert eine Lösung für das Klimaproblem gleich mit. Doch es müssen Opfer gebracht werden, um mit den Elefanten zusammenzuleben und nicht jeder Wähler ist bereit, diese Opfer zu bringen.

„Elefanten in Berlin, das will ich nicht verpassen.“ Dieses verlockenden Bild von Elefanten, die in der Spree baden, noch bevor der Bundeskanzler seine Zeitung aufgeschlagen hat, fand ich extrem amüsant. Was für ein tolles literarisches Setting-Geschenk an Deutschland, wo doch jedes andere europäische Land dafür hätte herhalten können. Gaea Schoeters spielt ein hypothetisches Szenario durch, bei dem sogar ein Hauch Magie zum Einsatz kommt. Ihr Roman dient als Probebühne für einen politischen Diskurs und eine irre Idee, die viel realistischer ist, als man annehmen könnte.

Dabei rückt sie diese wunderbaren Kolosse in den Fokus, die als faszinierende Nebendarsteller die Hauptrolle verdient hätten, aber neben Propaganda und Rechtsextremismus, ebenso zur Nebensache werden, wie die einzelne Bevölkerung.
Beim Lesen kann man sich über vieles, was da schief läuft, amüsieren. Ob Elefantenhaufen, die zum Staatseigentum werden oder die kreativen touristischen Einfälle, um Geld in die Kassen zu spülen. Neben anrührenden Interaktionen gibt es auch unangenehme Zwischenfälle, in die nur so tief eingetaucht wird, wie nötig (und auf so kurzer Seitenzahl möglich). Stattdessen wird die Geschichte vorangetrieben, die Probleme steigern sich und enden in einem grandiosen Finale, das leider nicht realistischer hätte sein können. Es ist eine Politsatire, zum Weinen und Lachen - machmal gleichzeitig. Eine sommerliche Gefühlsachterbahn voller aktueller Debatten, mit Fakten über Elefanten, Einblicken in die Politik und interessanten Überlegungen, während Doppelmoral, Misogynie oder Emanzipation Einzug halten.

„Elefanten sind keine Flüchtlinge“, schreibt Gaea Schoeters in ihrem Roman, aber eine Metapher für so einiges, was hier im Raum steht. Letztlich war ich überrascht, dass viel weniger in der Geschichte erfunden wurde, als gedacht. Eine wunderbar leichte Satire, absolut pointiert und prägnant. Unbedingt lesen!