Das Gesicht der Anderen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mia Avatar

Von

Ein Waffenfabrikant zerschießt seiner Tochter mit seiner neuesten Erfindung aus Versehen das Gesicht und begeht danach mit seiner Frau Selbstmord. Dies ist jedoch nur die Vorgeschichte, die eigentliche Erzählung bewegt sich in einer kurzen Zeitspanne, während des Erwachsenwerdens der jungen Dame. Der Klappentext ist insoweit irreführend. Obwohl natürlich der Unfall ein zentrales Thema im Leben der Protagonistin ist und alles überschattet, liegt der Schwerpunkt der Erzählung auf einer späteren Lebensphase. Hierbei ist es sehr interessant, wie der Autor die Figur entwickelt. Irgendwie scheint sie in einer verspäteten Pubertät zu stecken. Sie will sich von Ihren (im entferntesten Sinne) „Zieheltern“ lösen und mehr Macht über Haus und Firma ausüben. Hierbei kommt ihr zugute, dass sie durch die von ihr getragene Maske Gefühle leichter fingieren und ihr Gegenüber so täuschen kann. Der Autor lässt sie fatale Entscheidungen treffen und stellt ihr einen in seiner Psyche ebenso tiefgründigen Partner zur Seite, was allerdings erst im Laufe des Buches deutlich wird. Insgesamt entwirft der Autor eine vielschichtige Persönlichkeit mit vielen Facetten und einer dunklen Seite. Am Schluss (ich will nicht zu viele Details verraten) bleibt offen, wer die handelnden Personen im Showdown waren, der Leser kann hier seine Phantasie spielen lassen, d.h. der Autor gibt Raum für verschiedene Vermutungen und Spekulationen. Insgesamt ein interessantes Buch, das aber von der Dramaturgie her Wünsche offen lässt. Irgendwie werden die beiden entscheidenden Lebensereignisse der Protagonistin nicht ausreichend miteinander verbunden, d.h. die Auswirkung des Unfalls auf die Persönlichkeitsentwicklung wird im Laufe des Buches nicht hinreichend herausgearbeitet, man hätte die Story auch mit einer Hauptfigur mit intaktem Gesicht erzählen können, es hätte an den Kausalitäten nichts geändert.