Polarisierender Roman über die Tochter eines Waffenmagnaten...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sabrinak1985 Avatar

Von

Warum wollte ich das Buch lesen? Die Inhaltsbeschreibung klang spannend und auch das Cover fand ich sehr ansprechend. Außerdem lese ich auch immer wieder gerne neue Autoren.

Margarete Boll ist die Tochter einen Waffenproduzenten, und genau durch das was ihm Geld einbringt, gerät das Leben des jungen Mädchens vollkommen außer Kontrolle. Auf einer Party im Schloss geht ein Schuss aus seiner neusten Waffe, der Chamäleon, los und zerstört Margaretes komplettes Gesicht. Die komplette Familie zerbricht an diesem Vorfall und nichts wird mehr so sein wie es mal war....

Fabian Eder hat mit „Das Gesicht der Anderen“ eine Geschichte erschaffen, die polarisiert. Viele mittelmäßige Rezensionen habe ich nicht gesehen, entweder man mag es oder man kommt gar nicht mit der Geschichte klar. Am Anfang habe ich mich etwas schwer getan und habe gedacht, dass ich auch zu denen zählen werde, denen es nicht gefällt, aber weit gefehlt. Die Geschichte nimmt unheimlich an fahrt auf und reißt einen mit.

Zu Beginn bin ich nicht mit dem Schreibstil und der Distanziertheit in den Worten klar gekommen – es scheint so als würde Herr Eder nicht mit all zu viel Gefühl arbeiten, dennoch wird einem je mehr man liest immer klarer, dass er es doch kann und auch macht, jedoch nicht so rührselig.

Ganz toll finde ich übrigens die Charaktere, vor allem natürlich Margarete und ihre Haushaltsgehilfin Anna. Anna ist schon seit sie denken kann bei den Bolls angestellt und versucht Margarete das Leben so leicht wie nur eben möglich zu machen. Margarete macht eine enorme Wandlung durch, auch wenn es zum Teil auf Hein Schuberth beruht. Sie wird von einer verängstigten Frau, die sich aus allem raus gehalten hat zu einer Frau, die ihr Leben wieder in die Hand nimmt. Sie kümmert sich um die Firma, Geschäfte und fährt sogar wieder in die Stadt einkaufen. Und dabei verliert sie ihren Hein aus den Augen und merkt anscheinend gar nicht welch perfides Spiel er mit ihr spielt...

„Das Gesicht der Anderen“ ist ein wirklich eindrucksvoller Roman, der sich mit einem schweren Thema befasst, der körperlichen und seelischen Zerissenheit von Menschen. Ich finde auch, dass der Roman direkt zu Beginn wie ein Gleichnis wirkt. Die Menschen, die mit dem leid von anderen Menschen, durch den uneingeschränkten Verkauf von Waffen, auch ins Ausland zu Millionären wurden, verlieren eben durch diese Waffe auch alles. Wirklich toll!