Was war das denn?

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Inhalt
Margarete Boll führte ein wohlbehütetes Leben und wurde von jeher von allen geliebt. Ihr Vater war Besitzer einer Waffenfabrik, die auf eine lange Familientradition zurückblicken konnte. Als er eine Feier gibt, um sein neuestes Modell zu präsentieren, geschieht das Unfassbare. Aus der lautlosen Waffe löst sich ein Schuss und die Kugel landet Mitten in Margaretes Gesicht. Mund- und Nasenpartie sind zerstört und ihr engelsgleiches Gesicht für immer entstellt. Von Schuldgefühlen geplagt nimmt der Vater sich und der Mutter das Leben. Margarete bleibt mit der Haushälterin Anna und Herrn Hager, dem Unternehmensleiter zurück. Letzterer verschafft ihre eine Maske, dank der sie das Haus verlassen kann. Margarete ist einsam und sagt ein Treffen mit einem Unbekannten zu, den sie im Internet kennengelernt hat. Dieser vergewaltigt sie, was dazu führt, dass sie versucht sich das Leben zu nehmen. Sie stürzt in ein kaltes Gewässer, aus dem sie Hein Schuberth rettet.

Meine Meinung
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so recht, was ich zu diesem Buch sagen soll, außer, dass es mich ziemlich enttäuscht hat. Zunächst einmal zu der Protagonistin Margarete. Ihr Verhalten finde ich sehr widersprüchlich. Einerseits wird sie als rational denkend beschrieben, nur um dann völlig naive Dinge zu tun. Der vorherige erotische Austausch mit ihrer Internet-Bekanntschaft hat doch schon angedeutet, dass dieser nicht nur eine gute Freundin sucht. Dass sie dann dennoch so unvorsichtig war und es zu einer Vergewaltigung hat kommen lassen, ist mir unbegreiflich.

Auch die Szene des Unfalls ist mir zu emotionslos beschrieben. Stattdessen wird noch en Detail erklärt, wie sich das Projektil in Margaretes Gesicht frisst und wie die Funktionsweise der Waffe ist. Es ist zwar dadurch spannender, aber irgendwie auch ein wenig abartig das so genau lesen zu müssen.
An manchen Stellen ist die Geschichte nicht gut durchdacht und manchmal haben mich einige Punkte sogar dahin geführt, dass ich aufhören und die Passagen nochmal lesen musste, weil ich dachte etwas verpasst zu haben.

Auch, dass sich Margarete ihrem Retter an den Hals wirft, obwohl sie doch gerade erst gnadenlos enttäuscht wurde, finde ich wenig realistisch. Gerade nach so etwas schrecklichem, wie einer Vergewaltigung, ist man doch eher vorsichtig und kann erst mal niemandem mehr trauen.
Das Ende bietet den größten Spannungsmoment, aber mir bleiben zu viele Fragen offen. Ich konnte so manche Punkte nicht nachvollziehen und hätte es gut gefunden, wenn es eine abschließende Erklärung dazu gegeben hätte.

Fazit
"Das Gesicht der anderen" hat thematisch eine gute Idee, die leider enttäuschend umgesetzt wurde und meinen Geschmack nicht trifft.