Die "eierschalendünne Schicht Würde"

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r.e.r. Avatar

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"Ich danke Ihnen schon jetzt von ganzem Herzen, Sir, wollte er erneut sagen. Und am liebsten hätte er gesagt, wenn Sie mir diesen Job geben, werde ich der beste Chauffeur sein, den Sie je hatten. Er sagte nichts; er durfte nicht zulassen, dass seine Verzweiflung durch die eierschalendünne Schicht Würde brach, die ihn während des Vorstellungsgesprächs geschützt hatte. Clark lächelte und legte ihm kurz die Hand auf den Arm."

Vielleicht ist es diese "eierschalendünne Schicht Würde" die den erfolgreichen Banker Clark Edwards dazu bewegt den afrikanischen Immigraten Jende als Chauffeur einzustellen. Das Vorstellungsgespräch des jungen Mannes aus Kamerun in der glänzenden Hochburg des Bankhauses Lehman Brother markiert den Einstieg zu einem vielversprechenden Romandebüt.

Zwei Welten prallen hier aufeinander. Auf der einen Seite die junge afrikanische Familie, die in Harlem ums Überleben inmitten des amerikanischen Traumes kämpfen muss aber dennoch überglücklich ist daran teilhaben zu dürfen. Auf der anderen Seite die superreiche amerikanische Vorzeigefamilie, hinter deren glänzender Fassade nicht alles Gold ist, was glänzt.

Am Ende der Leseprobe sagt Jende zu seinem Chef: "Schauen Sie mich an, Mr Edwards. Wie ich Sie hier in diesem schönen Auto fahre. Sie reden mit mir, als ob ich wer bin, und ich sitze hier auf dem Fahrersitz, als ob ich wer bin.« Imbolo Mbue erweckt in mir den Eindruck, dass ich als Leser am Ende des Romans sehr genau wissen werde, woran man erkennt, wer etwas im Leben ist. Ich bin sehr gespannt, auf diese Erkenntnis.