Geschichten über das Leben

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poisonalice Avatar

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Dieses Buch hat mich zuerst aufgrund des doch etwas ungewöhnlichen und schrillen Buchcovers angesprochen. Nachdem ich den Klapptext gelesen hatte, war ich überzeugt, dieses Buch unbedingt lesen zu müssen. Entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen.

Kurz zum Inhalt: Janice ist Putzfrau und sehr stolz darauf. Sie macht ihren Job sehr gern und gut. Das Besondere an ihr ist nicht, wie gut sie ihren Job macht, sondern dass sie die Geschichten der Menschen für die sie tätig ist, sammelt. Und nicht nur diese Geschichten, auch jene, welche sie im Bus oder in der Bibliothek hört. Als Janice anfängt für eine 92jährige Dame zu arbeiten, wird sie das erste Mal im Leben nach ihrer Geschichte gefragt. Sie beginnt sich zu fragen, was eigentlich ihre Geschichte ist.

Der Erzählstil der Autorin ist durchaus ungewöhnlich und vielleicht auch gewöhnungsbedürftig. Das meine ich nicht im negativen Sinn. Man muss sich auf den Stil und das Buch einlassen, um das Buch zu mögen. Ich habe zwar etwas gebraucht, aber nachdem ich mich auf die Geschichte und die Protagonisten eingelassen hatte, habe ich das Buch kaum aus der Hand legen können. Die Autorin versteht es mit sprachlichen Mittel und bildhaften Beschreibungen eine interessante Geschichte in der Geschichte entstehen zu lassen. Die Hauptfigur Janice war mir von Anfang an sympathisch, mich persönlich stört lediglich das Wort Putzfrau sehr, weshalb ich es vermeide es zu benutzen. Ich finde es klingt irgendwie abwertend, das ist jemandem gegenüber der anderer Leute Dreck wegräumt einfach nicht in Ordnung. Durch das Buch und vor allem Janice Einstellung zu ihrer Arbeit habe ich meine Ansicht tatsächlich etwas revidiert. Neben Janice habe ich besonders Mrs. B ins Herz geschlossen. Sie ist eine außergewöhnliche und geheimnisvolle Frau. Es ist einfach großartig die Weiterentwicklung und Selbstbehauptung von Janice mitzuerleben. Sehr gut gefallen hat mir auch die Geschichte über Becky. Einfach toll, vor allem weil man merkt, dass die Autorin sich wirklich viele Gedanken über das Buch gemacht und gut recherchiert hat.
Sehr gut hat mir auch das Ende des Buches gefallen, subtil und nicht zu gefühlsbetont. Überhaupt gefiel mir die eher nüchterne und zurückhaltende Sprache, ohne unnötige Ausschmückungen und Ausschweifungen.

Mein Fazit: das Buch ist absolut lesenswert! Es ist herzerwärmend und ein kleiner Lichtblick im menschlichen Zusammensein in der aktuellen Zeit. Ich bin etwas irritiert über die vielen negativen Stimmen, welche ich eher zufällig über das Buch gelesen habe. Es mag sein, dass man sich auf das Buch und die Protagonisten einlassen muss, aber wenn man das tut hat man wunderbare Lesestunden.