Das Glück, wie es hätte sein können

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
regenprinz Avatar

Von

Sacht und poetisch beginnt dieser Roman, wie ein leises Lüftchen bahnt sich hier - noch weitgehend unbemerkt - etwas an, zwischen Serge, dem Gestressten, Migränegeplagten und Suzanne, der Klavierstimmerin. Die Art, wie sie sich behutsam dem Klavier nähert, um seinen Charakter wahrzunehmen, ähnelt möglicherweise der, wie sie auch Serge bald erneut begegnen wird - oder entwickelt sich aus dem kaum fühlbaren Lüftchen gleich ein Sturm?
Er hat Familie, sie ebenfalls einen Mann, dem sie Fußballergebnisse eintrichtert, damit er am nächsten Tag vor seinen Kollegen den Anschein wahren kann, er sei daran interessiert, ob nun EM ist oder nicht. Überhaupt gefällt mir an diesem Romananfang gut, wie die Figuren in wenigen Sätzen perfekt skizziert und sofort greifbar werden. Auch die Sprache und den Erzählstil finde ich passend und gelungen.
Nur was das mögliche Glück einer Amour fou angeht, bin ich noch ein bisschen skeptisch. Denn was für Serge und Suzanne vielleicht ein kostbarer, unerwarteter Moment der Nähe und des Glücks ist, stellt ja vermutlich ihr sonstiges Leben völlig auf den Kopf - und weder ihre Ehepartner noch Serges Kinder werden es Glück nennen, was bald passiert ...
Ich hätte dennoch große Lust, dieses Buch zu lesen, weil ich es zum Einen sehr mag, wenn Musik in einem Roman eine besondere Rolle spielt und zum Anderen gefällt mir diese typisch französische Leichtigkeit und Melancholie, die in der Leseprobe bereits mitschwingt.