Eine Reise zur Selbstfindung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
nimona Avatar

Von

"Das glückliche Leben" von David Foenkinos hat mich aus einer Leseflaute geholt und das obwohl Foenkinos eigentlich eine relativ typische Geschichte erzählt - eine Geschichte von einer lebensverändernden Beobachtung, die zu einem Neuanfang ermutigt und davon, dass es für so einen Neuanfang nie zu spät ist.

Obwohl diese Prämisse grundsätzlich dazu einlädt, kitschig zu sein, trifft diese Beschreibung auf "Das glückliche Leben" meiner Meinung nach gar nicht. Für mich glich die Lektüre eher einem französischen Großstadtfilm zwischen Melancholie und Humor. Es geht nicht nur darum, einen neuen Blick auf das Leben zu bekommen, sondern auch darum, der Vergangenheit rückblickend einen Sinn zu geben.

Zwei verlorene Menschen begegnen sich durch eine Verkettung vieler Zufälle wieder und versuchen, ihr Leben neu zu ordnen. Der Eine nach einem Moment radikaler Selbstbegegnung, die Andere nachdem sie nicht mehr nur stille Mitspielerin ihres Lebens sein will. Die beiden Hauptfiguren Éric und Amélie bieten einem dabei sehr viel Potenzial, sich in ihnen selbst wiederzuerkennen. Sie sind in ihrem Denken und Handeln so nervig neurotisch, dass man mit ihnen mitfühlen muss und hofft, dass sich die Ereignisse für sie zum Guten wenden.

Foenkinos Schreibstil mochte ich ebenfalls schon immer: feinfühlig, aber direkt und nicht zu blumig. Auch der Übersetzer Christian Kolb hat hier einen hervorragenden Job gemacht.