Ein Roman über Neuanfang und Selbstreflexion

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xthelittlerose Avatar

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„Das glückliche Leben“ von David Foenkinos war für mich einmal etwas ganz anderes. Ich hatte bisher noch nie davon gehört, dass es in Korea die Möglichkeit gibt, eine eigene Beerdigung mitzuerleben. In einem Interview mit dem Autor habe ich gelesen, dass die Geschichte teilweise biografisch geprägt ist. Foenkinos ist wohl selbst durch Korea gereist und dabei auf diese Praxis gestoßen. Außerdem hatte er bereits eine Nahtoderfahrung, wodurch er das Gefühl kennt, eine zweite Chance im Leben bekommen zu haben.

Der Einstieg in das Buch war für mich nicht ganz einfach. Der erste Teil wirkte sehr trocken, fast geschäftsmäßig, da es vor allem um den Werdegang des Protagonisten ging und darum, wie er zu seiner neuen Stelle gekommen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass der Autor dies bewusst so geschrieben hat, um zu verdeutlichen, wie wenig Éric wirklich an seinem eigenen Leben teilnimmt und wie sehr er nur für seine Arbeit lebt. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass das einige Leser*innen schon früh verlieren könnte. Ich musste mich anfangs selbst ein wenig durchkämpfen und habe das Buch oft nach wenigen Seiten wieder beiseitegelegt.

Am Ende des ersten Teils kam jedoch der Punkt, an dem die Geschichte mich richtig gepackt hat. Éric taucht plötzlich nicht zu einem wichtigen Meeting auf, und einige Kapitel bleibt unklar, was passiert ist. Erst im zweiten Abschnitt wird aufgelöst, dass er an seiner eigenen Beerdigung teilgenommen hat, und von da an entfaltet sich die eigentliche Geschichte.

Sobald das Buch an Fahrt aufgenommen hatte, hat es mir gut gefallen. Ich habe dann direkt zwei Drittel an einem Tag gelesen. Persönlich hat es mich nicht allzu sehr aufgewühlt, da ich mit meinem Leben im Moment sehr zufrieden bin. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es Menschen besonders stark berührt, die gerade hinterfragen, ob sie ihr Leben so leben möchten, wie sie es aktuell tun. In seiner Essenz hat es mich an „Das Café am Rande der Welt“ erinnert. Solche Bücher entfalten ihre größte Wirkung, wenn man sich selbst an einem Punkt befindet, an dem man nicht glücklich ist und Veränderungen sucht.

Sehr gut gefallen hat mir außerdem, dass recht aktuelle Themen wie die Coronapandemie, soziale Netzwerke oder die Klimakrise in die Handlung eingeflochten wurden. Das sind Aspekte, die unser aller Leben beeinflusst haben und es auch weiterhin tun werden.

Ich kann „Das glückliche Leben“ von David Foenkinos guten Gewissens weiterempfehlen. Mit seinen 220 Seiten ist es angenehm kompakt und bringt die Geschichte klar auf den Punkt. Man sollte sich jedoch darauf einstellen, dass der Einstieg etwas zäh wirken kann. Den größten Effekt hat das Buch meiner Meinung nach bei Leser*innen, die sich gerade in einem Umbruch befinden oder ihr Leben hinterfragen und überlegen, ob sie wirklich glücklich sind. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, wie bei mir, lässt es sich sehr gut lesen und ist in jedem Fall keine Zeitverschwendung.