Etwas Neues auszuprobieren, kann helfen
Kann man erst glücklich sein, nachdem man den Tod vor Augen hatte? Der Franzose Eric Kherson meint ja. Bislang lief es in seinem 40jährigen Leben eher durchschnittlich. Sein Vater ist früh verstorben, zu seiner Mutter hat er nur sporadischen Kontakt, seine Ehe ist zerbrochen und zu seinem Sohn pflegt er kein inniges Verhältnis. Nach 20 Jahren wechselt er den Job, denn eine frühere Mitschülerin hat ihn in den Staatsdienst abgeworben. Auf einer Dienstreise nach Seoul geht es ihm nicht gut, seine Kollegin Amelie hat dafür wenig Verständnis. Eric lernt in Korea das Konzept von „Happy Life“ kennen, Menschen erleben Schein-Beerdigungen. Eric probiert es aus und sofort spürt er deutliche, positive Veränderungen. Er kündigt seinen Job und möchte, dass es auch seinen Mitmenschen gut geht. Er glaubt an diese Rituale aus Korea und bringt diese Geschäftsidee nach Frankreich. Nach anfänglichen Schwierigkeiten stellt sich der Erfolg ein. Durch Erics neue, positive Energie, erfährt er viele private Erfolge und Leichtigkeit stellt sich ein. Was für eine ungewöhnliche Geschichte, die mich sofort in den Bann gezogen hat. Der Autor David Foenkinos macht es uns leicht, einen Zugang zur Handlung und seinen Figuren zu bekommen. Gerade Eric habe ich sofort ins Herz geschlossen. Seine Gedanken und Gefühle werden so gut übermittelt, dass ich mich gut in ihn hineinversetzten konnten. Auch Amelie mit ihrer spröden Art ist gut getroffen. Die Entwicklung, die beide Protagonisten im Roman durchlaufen, gefiel mir sehr gut. Der Autor zeigt eine große Menschenkenntnis, seine Figuren sind selbstkritisch, berühren die Leserschaft und machen uns nachdenklich. Tatsächlich hielt ich die Story für Fiktion, doch ich fand heraus, dass es „Happy Life“ unter einem anderen Namen wirklich in Korea gibt. Einfach unglaublich und skurril. Natürlich stellt man sich am Ende die Frage, ob man wie Eric, sich diesem Ritual stellen würde. Hilft eine Schein-Beerdigung um dem Hamsterrad zu entfliehen und sich auf das zu besinnen, was im Leben wirklich wichtig ist. Sicherlich gibt es noch andere Wege um glücklich zu werden, aber jeder Mensch tickt anders. Dieser Roman hat mir interessante Lesestunden beschert, mich nachdenklich gemacht und wird noch einige Zeit in mir nachhallen.