Grenzerfahrungen

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Wer wünsche es sich nicht – Das glückliche Leben. Der französische Schriftsteller David Foenkinos präsentiert unter dem gleichnamigen Titel seinen neuesten Roman. Anspruchsvoll, ungewöhnlich und philosophisch geprägt spricht er ein Thema an, dass in unserer modernen Welt einen großen Raum einnimmt. Burnout, der im Zusammenhang mit übersteigertem stets zu perfektionierendem Anspruchsdenken steht, laugt die Menschen aus, lässt das Leben ohne Genuss vorbeirauschen, ist eine nicht zu unterschätzenden seelische Krankheit, die nicht selten auch von körperlichen Beschwerden begleitet wird. Es ist ein schleichender Prozess, der mehr und mehr den Alltag verändert, die schönen Seiten unseres Daseins verdrängt. Südkorea steht in der Statistik depressiver Erkrankungen begleitet von einer hoher Selbstmordrate weltweit an vorderster Stelle, bedingt durch einen enormen sozialen Druck.
Der Autor lässt seine beiden Protagonisten Éric und Amélie, beide beruflich erfolgreich und wohl situiert, in eine Lebenskrise schlittern, nicht zuletzt auch bedingt durch die seelischen Anstrengungen der Coronakrise, die ihnen für den weiteren Verlauf ihrer Lebenszeit Denkanstöße gibt, die einen Wandel ihrer Lebensumstände hervorrufen. Dabei bedient er sich eines Rituals der Fake-Beerdigung, das psychologisch ein Umdenken durch die Grenzerfahrung des eigenen Todes bewirken soll. Die konzentrierte Auseinandersetzung mit dem Geschenk Leben führt auf erstaunliche Wege, bringt Ideen der besonderen Art zum Vorschein.
Menschen, die kritische gesundheitliche Situationen durch Nahtoderfahrungen durchlitten haben, nehmen die Endlichkeit unseres irdischen Daseins bewusster wahr, berichten davon, welche essentiellen Dinge ihren Alltag bereichern, für ein glückliches Leben sorgen.
Ein anspruchsvoller Roman, der in seiner schweren Problemstellung durch den leicht und angenehm zu lesenden Schreibstil eine Kostbarkeit der literarischen Unterhaltung für mich darstellt.