Wunderbare Geschichte mit Tiefgang

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monika85 Avatar

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Ich habe ein Faible für Romane französischer Autoren und von David Foenkinos bereits einige Bücher gelesen. Seine Geschichten sind berührend, ohne kitschig zu sein, sein Erzählstil und seine Sprache faszinieren mich immer wieder neu.
 
Im Mittelpunkt von "Das glückliche Leben" steht der 40-jährige Éric Kherson, der seit fast 20 Jahren bei einem Sportartikelhersteller arbeitet und sich vom Verkäufer zum kaufmännischen Geschäftsführer hochgearbeitet hat. Seit seiner Scheidung von Isabelle sieht er den gemeinsamen Sohn Hugo, der 11 Jahre alt ist, nur noch selten. Er leidet darunter, doch er unternimmt nichts, um daran etwas zu ändern. Das Verhältnis zu seiner Mutter Dominique ist kompliziert, und er hat das Gefühl, dass sie ihm die Schuld am Tod seines Vaters gibt.

Éric ist überrascht, als seine alte Schulfreundin Amélie Mortiers über Facebook Kontakt zu ihm aufnimmt und ihm einen Job anbietet. Sie ist neue Staatssekretärin im Ministerium für Außenhandel und muss ein neues Team bilden. Nach kurzer Bedenkzeit nimmt Éric ihr Angebot an und arbeitet fortan eng mit Amélie zusammen. Die neue Tätigkeit erfordert häufige Dienstreisen, und auf einer Reise nach Seoul erleidet Éric einen Kreislaufkollaps. Am nächsten Tag entdeckt er auf einem Spaziergang  "Happy Life", ein Institut, das eigene Fake-Beerdigungen anbietet. Durch die Konfrontation mit dem eigenen Tod könne die Lebensfreude wieder erweckt werden. Neugierig geworden, unterzieht sich Éric dem einstündigen Ritual, das sein Leben verändern wird. Er erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben und geht, nachdem er wieder zurück in Paris ist, vollkommen neue Wege ....

Das Buch hat mich fasziniert und begeistert. David Foenkinos hat die Fähigkeit, Gefühle und Beziehungen mit Leichtigkeit und feinem Humor, dabei aber durchaus mit Tiefgang, zu beschreiben. Seine Protagonisten zeichnet er mit sehr viel Empathie: den zur Melancholie neigenden Éric, der vieles negativ sieht, und die perfektionistische Amélie, die ihre beruflichen Ziele mit großem Ehrgeiz verfolgt. Meine Lieblingsfigur war ganz eindeutig Éric, dem es gelingt, sein Leben neu zu gestalten, nachdem er am Ende seiner Kräfte angekommen ist. Die egoistische Amélie tat mir fast leid, sie ist geradezu besessen von ihrem beruflichen Erfolg und merkt dabei gar nicht, dass sie diesem ihre Beziehung opfert.

Fake-Beerdigungen, wie sie in Seoul tatsächlich angeboten werden, waren mir bislang unbekannt. Der Alltag der Menschen in Südkorea ist hart, sie arbeiten täglich bis zu 12 Stunden und haben nur einen freien Tag pro Woche. Es gibt zahlreiche depressive Erkrankungen, Burnouts und eine hohe Selbstmordrate. Simulierte Beerdigungen stellen eine sehr spezielle Therapie dar und können den Menschen dabei helfen, wieder mehr Freude am Leben zu haben.

"Das glückliche Leben" hat mir trotz des etwas märchenhaften Endes sehr viel Lesefreude bereitet. Das Buch hat einige Wendungen, es hat mich gefesselt und tief berührt. Ich kann mir vorstellen, dass die Geschichte eine gute Vorlage für einen Kinofilm wäre. 
Absolute Leseempfehlung für diesen wunderbaren und kurzweiligen Roman, der zum Nachdenken anregt!