Berührend und persönlich

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Ich gestehe, auf Basis des Covers hätte ich "Das große Spiel" sicher nicht in die Hand genommen. Aber der Name Richard Powers hat etwas bei mir klingeln lassen. Ich habe von dem Autor bisher nichts gelesen, aber den Namen immer mal wieder gehört, sodass ich neugierig geworden bin. Da ich mich für Dystopien und Bücher interessiere, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, hat mich "Das große Spiel" dann doch angezogen. Ich habe es nicht bereut, in die Leseprobe hineingeschnuppert zu haben.

Das Hin und Her zwischen dem Strandspaziergang von Ina und ihrer Tochter und dem Ich-Erzähler, der so vieles über seine Kindheit und seine Vergangenheit offenbart, ist aktuell noch etwas mysteriös. Wo sind die Zusammenhänge zwischen diesen Figuren? In sich sind aber beide Handlungsstränge sehr berührend. Inas Leben auf Makatea, ihr Umgang mit ihrer Tochter spiegelt eher die leisen Zwischentöne wider. Ein ruhiges Leben, hinter dem doch so viel mehr zu stecken scheint. Etwa ihre Albträume. Was hat es damit auf sich?

Die Abschnitte aus der Ich-Perspektive gehen demgegenüber sehr unter die Haut. Der Ich-Erzähler blickt zurück auf eine lieblose Kindheit, ein schwieriges Verhältnis zu den Eltern, insbesondere dem Vater. Er scheint sich davon irgendwie abgeschottet zu haben, aber der Schmerz ist offenbar noch da. Wer war der Vater? Und was ist seine Verbindung zu Makatea?

Für mich hat der Einstieg in "Das große Spiel" eine Menge Fragen aufgeworfen, die Lust aufs Weiterlesen machen. Der leicht melancholische, dabei aber äußerst raffinierte Stil voller mythischer Anklänge und bildhafter Ausdrücke hat es mir ebenfalls sehr angetan. Ich bin sicher, "Das große Spiel" wird ein ungewöhnliches Leseerlebnis.