Die zentralen Fragen unserer Zeit

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emma217 Avatar

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In seinem neuen Roman “Das große Spiel” widmet sich Richard Powers den zentralen Fragen unserer Zeit, wobei der Klimawandel und künstliche Intelligenz im Fokus stehen. Trotz dieser hochaktuellen Themen, die das Werk umrahmen, liegt der eigentliche Schwerpunkt jedoch auf den Lebensgeschichten der vier unterschiedlichen Protagonisten, die auf unterschiedliche Weise miteinander und mit der Pazifikinsel Makatea in Verbindung stehen:
Evelyne, eine Meeresforscherin, die ihr Leben den Ozeanen gewidmet hat. Ina, eine Künstlerin, die aus gesammeltem Plastikmüll Kunstwerke schafft. Todd, ein schwer kranker Tech-Milliardär, der in jungen Jahren der beste Freund von Rafi war. Jede der vier Personen symbolisiert dabei eines der großen von Powers angesprochenen Themen:

Mit Evelyne Beaulieu entdecken wir die Faszination der Unterwasserwelt und die Bedeutung der Ozeane für unser Ökosystem. Die detaillierten und beinahe poetischen Beschreibungen dieser fremdartigen Welt sorgten dafür, dass ich Evelynes Abschnitte mit der größten Begeisterung las und sie schnell zu meinem Lieblingscharakter wurde.

Durch Todd Keane wird die Rolle der Technologie und die Gefahren der Künstlichen Intelligenz auf unsere Gesellschaft kritisch beleuchtet.

Anhand der Kunstwerke von Ina Aroita werden wir auf Umweltzerstörung, insbesondere die zunehmende Verschmutzung der Meere aufmerksam gemacht.

Und Rafi Young steht einerseits für die Faszination des Spielens - wie Schach und Go, die sich als Motiv durch den Roman zieht. Andererseits macht er durch seine Herkunft auf strukturelle Benachteiligung schwarzer Menschen in den USA aufmerksam.

Auch wenn das Buch die Wissenschaft und die großen Projekte der Protagonisten thematisiert, nimmt es sich viel Zeit, die persönlichen Hintergründe dieser Figuren zu erkunden. Ihre individuellen Schicksale stehen klar im Vordergrund, was den Roman über weite Strecken hinweg eher wie ein intensives Porträt ihrer Persönlichkeiten wirken lässt, als sich dem roten Faden – ein Umweltschutzprojekt auf der Insel Makatea – zu widmen, das zunehmend in den Hintergrund rückt. Stattdessen erfahren wir in langen Rückblenden und Dialogen immer mehr über die komplexen Lebensgeschichten der vier Charaktere.

Die Konflikte zwischen den Figuren, ihre individuellen Herausforderungen und der Verlust, den sie alle auf unterschiedliche Weise verarbeiten, werden eindrucksvoll geschildert. Vor allem das letzte Viertel des Romans bringt die zwischenmenschlichen Dramen der vier Protagonisten zu einem packenden Höhepunkt.

Fazit: In “Das große Spiel” gelingt es Richard Powers drängende Themen wie die Klimakrise, Technologie und die Zerstörung der Umwelt in eine fesselnde Erzählung zu integrieren und dabei Hoffnung zu vermitteln. Für mich persönlich ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Leseempfehlung!