Unter Wasser atmen
Richard Powers schätze ich seit langem als wortgewaltigen und sachkundigen Streiter für eine intakte Welt. Im vorliegenden Werk verknüpft er nun die aktuellen Auseinandersetzungen um die sich ausbreitende KI mit der Meeresforschung und veranschaulicht seine Überlegungen in zwei typografisch voneinander abgesetzten Handlungssträngen, die ich erst im nachhinein chronologisch einordnen konnte. Alles Leben entstammt dem Meer und ist ein unendliches Spiel - von wem, kann jeder nach seiner jeweiligen Glaubensauffassung entscheiden.
Zu zwei hochbegabten Schülern, völlig unterschiedlichen sozialen Klassen entstammend, gesellt sich später noch Ina von einer südpazifischen Insel, die die ohnehin unstete Dynamik zwischen den beiden zusätzlich aufrührt. Das verbindende Element zwischen den beiden sind komplexe Gesellschaftsspiele, wobei Schach bald von Go abgelöst wird. Rafi, ein Meister der Sprache, entzieht sich dem Ansinnen Todds, ihn für seine schnell expandierende IT-Firma einzuspannen. Powers lässt sich viel Zeit, die Akteure vorzustellen bis zur eigentlichen Konfrontation.
Dem Universum der IT setzt Powers das der Weltmeere entgegen, verkörpert durch Evelyne Beaulieu, der er die wahrhaft lyrischen Passagen des Romans widmet. Dabei entführt er uns in faszinierende Welten der Tiefsee, die in mir auch immer wieder Werke von Schätzing heraufbeschworen. Ein Genuss ist es schon allein, auf Seite 438 vom optischen Tintenfischkonzert zu lesen! Die entsprechenden Bilder schaute ich mir natürlich online an.
Die Genese der Männerfreundschaft schildert Todd aus seiner Sicht, aber wen spricht er denn da immer an? Noch nie hat mir jemand auf derartig interessante Weise die Entwicklung und dauernde Vervollkommnung der KI nahegebracht: wie die Muster, die sie in den abgegriffenen Daten erkennt, immer weiter füttert und eine Eigendynamik in Gang setzt, die man nicht mehr aufhalten kann. Und die Wurzel dessen ist das Spiel als solches, das die Zukunft auf Autopilot setzt. Viele Fachbegriffe (z.B. Singularität) musste ich nachschlagen, was mir weiteren Erkenntnisgewinn bescherte. Angesichts seiner fortschreitenden Demenzerkrankung diskutiert er durchaus die Licht- und Schattenseiten seiner Schöpfung: Meinungsfreiheit, Gefahren für die Demokratie. Dabei entsteht eine Metaphysik des Programmierens.
Die beiden Handlungsstränge fügen sich erst ganz spät zusammen. Dabei spielen die auf der Insel geplante Fabrik zum Bau von Modulen einer schwimmenden Stadt eine Rolle und ein Gerät namens Profunda, das an Alexa erinnert. Der überraschende Schluss rundet die verschlungenen Lebensläufe ab, indem er einen Hoffnungsschimmer für die gewaltigen globalen Probleme aufzeigt. Selbst wenn man damit nicht einverstanden ist, lohnt es sich, sich gedanklich damit auseinanderzusetzen.
Dieses hochgradig intellektuelle und ungemein bereichernde Buch, durch die gesamten Kapitel hindurch angenehm lesbar, hat meiner Ansicht nach mehr als eine Lektüre verdient, um alle seine Verdienste schätzen zu lernen.
Zu zwei hochbegabten Schülern, völlig unterschiedlichen sozialen Klassen entstammend, gesellt sich später noch Ina von einer südpazifischen Insel, die die ohnehin unstete Dynamik zwischen den beiden zusätzlich aufrührt. Das verbindende Element zwischen den beiden sind komplexe Gesellschaftsspiele, wobei Schach bald von Go abgelöst wird. Rafi, ein Meister der Sprache, entzieht sich dem Ansinnen Todds, ihn für seine schnell expandierende IT-Firma einzuspannen. Powers lässt sich viel Zeit, die Akteure vorzustellen bis zur eigentlichen Konfrontation.
Dem Universum der IT setzt Powers das der Weltmeere entgegen, verkörpert durch Evelyne Beaulieu, der er die wahrhaft lyrischen Passagen des Romans widmet. Dabei entführt er uns in faszinierende Welten der Tiefsee, die in mir auch immer wieder Werke von Schätzing heraufbeschworen. Ein Genuss ist es schon allein, auf Seite 438 vom optischen Tintenfischkonzert zu lesen! Die entsprechenden Bilder schaute ich mir natürlich online an.
Die Genese der Männerfreundschaft schildert Todd aus seiner Sicht, aber wen spricht er denn da immer an? Noch nie hat mir jemand auf derartig interessante Weise die Entwicklung und dauernde Vervollkommnung der KI nahegebracht: wie die Muster, die sie in den abgegriffenen Daten erkennt, immer weiter füttert und eine Eigendynamik in Gang setzt, die man nicht mehr aufhalten kann. Und die Wurzel dessen ist das Spiel als solches, das die Zukunft auf Autopilot setzt. Viele Fachbegriffe (z.B. Singularität) musste ich nachschlagen, was mir weiteren Erkenntnisgewinn bescherte. Angesichts seiner fortschreitenden Demenzerkrankung diskutiert er durchaus die Licht- und Schattenseiten seiner Schöpfung: Meinungsfreiheit, Gefahren für die Demokratie. Dabei entsteht eine Metaphysik des Programmierens.
Die beiden Handlungsstränge fügen sich erst ganz spät zusammen. Dabei spielen die auf der Insel geplante Fabrik zum Bau von Modulen einer schwimmenden Stadt eine Rolle und ein Gerät namens Profunda, das an Alexa erinnert. Der überraschende Schluss rundet die verschlungenen Lebensläufe ab, indem er einen Hoffnungsschimmer für die gewaltigen globalen Probleme aufzeigt. Selbst wenn man damit nicht einverstanden ist, lohnt es sich, sich gedanklich damit auseinanderzusetzen.
Dieses hochgradig intellektuelle und ungemein bereichernde Buch, durch die gesamten Kapitel hindurch angenehm lesbar, hat meiner Ansicht nach mehr als eine Lektüre verdient, um alle seine Verdienste schätzen zu lernen.