Das Haus am Himmelsrand

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raschke64 Avatar

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Der Großvater von Lizzy stirbt. Er war der Patriarch einer gutbürgerlichen und auch reichen Familie aus der Uhrenherstellung. Auf dem Totenbett gibt er seiner Enkelin Lizzy den Auftrag, in das Ferienhaus im Elsass zu fahren und Unterlagen zu holen und danach für Gerechtigkeit zu sorgen. Lizzy kann wenig damit anfangen und stößt auch bei ihrer Mutter und vor allem bei ihrem Bruder auf eine Wand des Schweigens und mehr als nur Unverständnis und Unmut. Bei der Testamentseröffnung gibt es den nächsten Schock. Das Anwesen im Elsass wird an wildfremde Leute vererbt. Bei den Recherchen nach der Wahrheit gerät Lizzy immer mehr in Schwierigkeiten…
Mich hat das Buch angenehm überrascht. Neben der Suche von Lizzy nach der Wahrheit, in der es auch um die Zeit der Nazis und des Holocausts geht, ist auch die familiäre Situation – sowohl in ihrer eigenen Beziehung wie auch in der Familie – gut beschrieben. Die Personen haben Zeit, sich zu entwickeln. Anfangs waren sie oft sehr stark „schwarz/weiß“ beschrieben, doch im Laufe des Buches ändert sich das. Es geht um die eigene Schuld, die Schuld der Eltern oder Großeltern und den Umgang damit. Will man das Geschehen aufdecken oder unter den Tisch kehren? Welche Entscheidung ist richtig, wenn auch schmerzhaft? Wie kann man auch heute noch für einen Ausgleich sorgen? Das alles ist in einen sehr gut lesbaren Roman verpackt. Die Figuren wirken echt und man bekommt Mitgefühl für sie und auch Sympathie. Jeder hat seine Schwächen und Stärken. Nicht so ganz gut fand ich anfangs die Rückblicke in die Vergangenheit. Als Leser wusste man da viel mehr als Lizzy, die auf ihre Fragen keine Antwort bekommt und daher oft hilflos ist. Erst zum Ende hin vereinigt sich sozusagen das eigene Wissen mit dem von Lizzy. Doch insgesamt gesehen ist es ein wunderbares Buch, das ich jederzeit weiterempfehlen würde.