Einfühlsames Porträt

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Die Bücher von Jessie Burton beeindrucken mich immer sehr durch ihre Erzählweise.
Auch im Fortsetzungsband von „Magie der kleinen Dinge“ mit dem Titel „Das Haus an der Herengracht“ gelingt ihr wieder ein sehr einfühlsamer Einblick in das Leben der Amsterdammer Gesellschaft im 18. Jahrhundert. Wir nehmen erneut Anteil am Leben von Nella Brandt, deren Mann 18 Jahre zuvor der Sodomie beschuldigt und dann hingerichtet wurde. Seine Frau blieb mit den beiden Angestellten Cornelia und Otto zurück. Ihre Schwägerin Marin war damals bei der Geburt des unehelichen Kindes, dessen Vater der ehemalige Diener Otto ist, gestorben. Nun 18 Jahre später droht dem Haushalt der finanzielle Ruin, aus dem Nella nur einen Ausweg sieht: Marins und Ottos Tochter Thea muss einen reichen Ehemann finden. Nur hat sie nicht mit der Eigenwilligkeit ihrer temperamentvollen Nichte gerechnet.
Leser*innen, die den Auftaktband der Erzählung nicht kennen, werden sich sicherlich etwas schwer mit der Lektüre dieses Buches tun. Um es richtig genießen zu können, empfehle ich auf jeden Fall zunächst „Die Macht der kleinen Dinge“ zu lesen.
Auch wenn die Ereignisse, die im Buch beschrieben sind, etwas vorhersehbar sind, so wird diese Tatsache auf jeden Fall durch den herausragenden Schreibstil der Autorin kompensiert. Bilder der einzelnen Szenen werden gleichsam mit Worten gemalt, einfach wunderschön. Ich bin absolut begeistert und freue mich schon darauf, bald wieder mit Jessie Burton in die Vergangenheit eintauchen zu dürfen.
Absolut toll auch die Covergestaltung. Wer einmal die herrlichen Puppenhäuser im Amsterdammer Rijksmuseum bestaunt hat, dem geht das Herz auf.