Geheimnisvoll und spannend

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gerwine ogbuagu Avatar

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Schon der Einband dieses neuen Romans verspricht eine unvergessliche Geschichte. Das Goldene Zeitalter der Niederlande birgt unzählige Geheimnisse: viele von ihnen verwurzelt im Kolonialismus. Nicht zuletzt war dieser eine Quelle des Wohlstands in dieser Zeit – auch in den Niederlanden. Die Kolonien wurden ausgeblutet. Thea Brandt wird achtzehn Jahre als wir den Beginn des Romans lesen. Die Brandt Familie ist verarmt – sie haben nicht von der goldenen Zeit profitiert. Ihr Haus jedoch ist hoch herrschaftlich, wenn es auch vieler Reparaturen bedarf. Viele kleine Erwähnungen - foreshadowing - lassen uns die Geschichte gleich verstehen: Theas Vater kommt aus den Kolonien, er hat in Surinam gearbeitet, stammt jedoch aus Dahomey, heute das westafrikanische Land Benin. Theas „weiße“, bei Theas Geburt verstorbene Mutter, war Niederländerin. Diese Tatsachen zeigen uns eine „andere“ Familie als die sonst üblichen. Thea trägt das Erbe beider Eltern in sich, wie sie beschrieben wird, fällt ihre braune Haut und ihr sehr lockiges Haar auf…Natürlich zieht dies die Aufmerksamkeit der Nachbarn und anderer Menschen auf sich. Was das bedeutet für ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt und für ihre Familie, die dringend eine Finanzspritze braucht, wird bald klar. Theas Tante Nella macht sich große Sorgen. Sie wünscht sich einen reichen Mann für Thea. Burtons Geschichte spricht viele Ebenen an: Rassendiskriminierung, Rechte der und Vorurteile gegen Frauen, Familie, Emigration. Thea hat ganz andere Wünsche als ihre Tante Nella. Sie will frei sein und ihrem Herzen folgen. Sie glaubt an die wahre Liebe. Auch liebt sie Theater und dort den Künstler, der die Bühnenausstattungen kreiert. Walter. Mit Walter erlebt Thea ihre ganz große Liebe! Was dann geschieht, wird Thea sehr lange nicht vergessen können. Davon weiß ihre Tante Nella nichts und erst recht nicht ihr Vater. Die Suche nach einem passenden Ehemann beginnt unter Mitwirkung der Tante Nella.
Es wird ein Ehemann für Thea gefunden und es scheint, dass die Familie aufatmen kann…
Diese Geschehnisse erzählt Burton in einer lebendigen und eindringlichen Sprache. Sie denkt sich dabei fantasievolle Metaphern aus, die lange in Erinnerung bleiben. Jessie Burton schreibt einen ganz besonderen Stil. Sie zeichnet ihre Figuren detailgenau, wir tauchen ein in das Treiben in Amsterdam, auch in das Haus, seine Ausstattung, die Kunstgegenstände darin und die magische Atmosphäre.
Für Liebhaber*innen der Vorgängergeschichte „Die Magie der kleinen Dinge“ ist diese Fortsetzung ein Muss.
Anhänger*innen von Jessie Burtons Romanen werden begeistert die neue Geschichte lesen. Sie ist voller Spannung, Cliffhanger gibt es genug und es laden viele angedeutete Geheimnisse zum Rätseln ein. Nach reichlichen Wendungen schafft Burton es, der Geschichte einen total überraschenden Ausgang zu verschaffen. Dieses Buch entlässt einen mit dem Bedauern, dass es schon zu Ende ist und darüber, wieviel Leid und Schmerz in dieser Welt vorhanden sind. Von denen viele Menschen im Übermaß abbekommen.