Vergänglicher Prunk

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mariederkrehm Avatar

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Die Amsterdamer Kaufmannsfamilie Brandt ist hoffnungslos im Gestern verhaftet: Sie leben in einem der Stadtpaläste an der Herengracht, den sie von Nellas Ehemann Johannes geerbt haben. Doch das Haus ist nur noch eine prunkvolle Hülle. Was wertvoll war, ist längst verkauft. Dann wird Vater Otto auch noch von der Niederländischen Ostindien-Kompanie entlassen. Nella, die selbst als Achtzehnjährige an den deutlich älteren Johannes verheiratet wurde, um dessen damals als skandalös geltende Beziehung zu einem Mann zu vertuschen, hält sich jetzt an Thea, die Tochter ihrer verstorbenen Schwägerin. Die soll einen Advokaten von Stand heiraten, damit es mit den Brandts finanziell wieder aufwärts geht.

Doch Thea geht längst eigene Wege und macht dabei ihre ersten eigenen und leider auch dramatischen Fehler. Wie die schließlich dazu führen, die Familie aus den Zwängen einer verkrusteten Gesellschaftsordnung zu lösen, liest sich enorm kurzweilig. Wobei die Geschichte auch gut ohne die geheimnisvollen Figuren der Miniaturistin ausgekommen wäre.

„Das Haus an der Herengracht“ ist hintergründig angelegt und gekonnt erzählt. Die Geschichte ist eine würdige Fortsetzung des 2015 auf deutsch erschienenen Vorgängers „Die Magie der kleinen Dinge“. Man sollte sich Teil eins vorab gönnen, wenn man die fragile gesellschaftliche Position der Brandts besser verstehen will.