Atmosphärischer Sog

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casanni Avatar

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Im Jahr der Machtergreifung der Nazis macht sich ein nicht linientreuer Polizist auf die Suche nach der Wahrheit über den Tod eines Mädchens vor der Deutschen Bücherei im Graphischen Viertel von Leipzig. Er sieht sich dabei konfrontiert mit Intrigen innerhalb der Polizei, kriminellen Machenschaften, okkulten Veranstaltungen, sagenumwobenen Freimaurerlogen und persönlichen Beziehungen aus seiner Vergangenheit.
Zwanzig Jahre zuvor fährt eine Lektorin mit ihren Kollegen und Verlobten im Auftrag eines Leipziger Verlags zu einem abgelegenen Anwesen ins Baltikum, um von einem erfolgreichen Autor sein neues, aber überfälliges Werk abzuholen. Inmitten eines eisigen Winters und seltsamer Umstände im Haus, kommen der Lektorin sowohl Zweifel daran, ob das Werk wirklich kurz vor der Fertigstellung steht als auch an der Identität des Autors.

Kai Meyer verwebt diese zwei äußerst komplexe Handlungsstränge und die Geschichte ist voll von überraschenden Wendungen, bis sich am Ende die Verbindung der beiden Geschichten herausstellt. Der Schreibstil von Mai Meyer entfaltet einen enormen atmosphärischen Sog und so manche Textstelle, ruft aktuelle Bilder und politische Parallelen hervor, die sich ungut anfühlen, als Warnung wirken und diese Geschichte noch bereichern. Im Grunde weiß man, egal wie es ausgeht - die Geschichte hat gezeigt, dass es am Ende überhaupt nicht gut ausgeht und wir sollten aufpassen, dass sich das nicht wiederholt.

Allerdings finde ich die Bezeichnung ‚Historischer Roman‘ etwas irreführend, da es sich meiner Meinung nach, um einen historischen Thriller handelt, der an mehreren Stellen nichts für zart besaitete Personen ist und an einigen Stellen definitiv zu dick aufträgt.
Trotzdem ein tolles Buch zum Wegschmökern an dunklen Herbst - und Wintertagen!