Mystik und Spannung im Graphischen Viertel und im Baltikum

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Das Haus der Bücher und Schatten von Kai Meyer ist der dritte Band einer Reihe auf mehreren Zeitebenen, ein Handlungsstrang spielt sich stets im Graphischen Viertel in Leipzig ab. Auch dieser Band, der mich ins historische Leipzig und ins verschneite Baltikum entführt hatte, konnte mich begeistern.
1933: Kriminalkommissar Cornelius Frey ermittelt am Mord an seinem Kollegen Zirner. Dieser wurde zeitgleich mit einem jungen Mädchen namens Emilie Abel ermordet. Da Cornelius Emilie kurz zuvor vom Selbstmord abgehalten hatte, geht ihm ihr Schicksal sehr nahe. Er bekommt heraus, dass sie gemeinsam mit ihrer Freundin Leontine bei okkultistischen Versammlungen als Geisterbeschwörerin aufgetreten ist. Ihre Aufträge bekam sie meist von Iwan Petrow, einem Exilrussen, der seit Jahren das paranormale Geschäft in Leipzig fest in der Hand hat. Petrow ist schon in „Die Bibliothek im Nebel“ in Erscheinung getreten.
1913: Die Lektorin Paula Engel unternimmt eine fünftägige Zugreise von Leipzig nach Livland im Baltikum, wo sie das Manuskript des erfolgreichen Schriftstellers Aschenbrand in Empfang nehmen soll. Sie wird von ihrem Verlobten und Kollegen Jonathan begleitet. Aschenbrand residiert im Haus Hundsheide, dem Anwesen der Chorianders, einer baltendeutschen Familie. Das Haus liegt mitten im Nirgendwo und ist von Wald und Feldern umgeben. Die Chorianders verbringen den Winter in Riga, für Aschenbrands leibliches Wohl sorgt Haushälterin Rasa.
Paula fühlt sich in Hundsheide sehr unwohl, sie überlegt, ob Aschenbrand wirklich der von ihr und besonders Jonathan verehrte Schriftsteller ist. Es gibt kein Foto von ihm, sie kennt ihn nur aus den Briefen, die sie jahrelang mit ihm ausgetauscht hatte. Jonathan und die Haushälterin verhalten sich merkwürdig, nachts hat Paula Albträume und Erscheinungen einer geisterhaften Gestalt im schwarzen Kleid.
Ich habe mich in Hundsheide richtig gegruselt, Kai Meyer beschreibt die Atmosphäre in dem riesigen, leeren Haus mit seinen vielen Kellern und Gängen und den Geistererscheinungen so meisterhaft, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Der Handlungsstrang in Hundsheide ist der mystische Teil, während Cornelius‘ Ermittlungen im Graphischen Viertel den Krimi- und Actionteil bilden. Der Kommissar gerät häufig in Auseinandersetzungen mit Petrows Handlangern und/oder SA-Leuten und kommt nur um Haaresbreite mit dem Leben davon. Als er sich über den Okkultismus und die Freimauerei informieren will, tut er das beim Buchhändler und Buchbinder seines Vertrauens, Jakob Steinfeld, den Lesende der Reihe bereits aus Band 1 „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ kennen.
Das Ende hat mich sehr überrascht, auf die Aufklärung der Morde und die Verbindung Zirner/Emelie und Haus Hundsheide wäre ich niemals gekommen. Der Roman enthält alles, was zu einem spannenden Buch gehört: Spannung, Action, historische Elemente und – was ihn von anderen Büchern unterscheidet - Mystik mit Gruselfaktor. Von mir bekommt er eine uneingeschränkte Leseempfehlung sowohl für Leser*Innen von historischen Romanen als auch von Krimis und Thrillern.