2 starke Frauen und ein Postulat für Solidarität & Güte

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Schon beim "Zopf" hat mich Laetitia Colombanis Talent, unterschiedliche Frauengeschichten bzw. Schicksale zu einem Mosaik, dem großen Ganzen, zusammenzufügen, begeistert. In "Das Haus der Frauen" (übersetzt von Claudia Marquardt) gelingt dies wiederum und wirkt dabei wieder ungezwungen, fast leicht.

Auf 2 Zeitebenen hört man die Geschichten von Solène, einer an Depression erkrankten Juristin, und Blanche Peyron, einer historischen Figur. Soléne arbeitet, auf Rat ihres Psychiaters, ehrenamtlich als "öffentlicher Schreiber" im Haus der Frauen, einem Zufluchtsort für Frauen in "präkare[n] Lebenssituation[en]", das ursprünglich von Blanche Peyron gegründet wurde. Sowohl Solène, als auch Blanche erleben schwierige Situationen, Resignation und Widerstände, gelangen beide jedoch mit Hilfe von Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen an den Punkt, neuen Mut zu fassen und ihre persönliche Mission weiterzuführen.

Der Nachfolge-Roman von "Der Zopf" überzeugt mich genauso, wie der Vorgänger; nein, eigentlich hat mich "Das Haus der Frauen" sogar noch stärker emotional berührt. Die unterschiedlichen Frauen, Teetrinkerinnen, trickerin, Serbin, Binta, die 2 Euro Frau oder die wütnde Cynthia, sind alle auf ihre Art und Weise sehr starke Personen, Überlebende einer schwierigen Situation. Durch die Worte und Taten der 2 Hauptfiguren erfährt man als Leserin Empathie und erlebt quasi das Leben der Anderen durch die Augen der Erzählerinnen. Das lässt einen nicht kalt, berührt auf eine unkitschige Weise und inspiriert, neugierig auf und offen für die Geschichte eines Menschen zu werden.

Eine Ehrenschrift auf 2 starke Frauen und ein Postulat für Solidarität und Güte gegenüber anderen und auch sich selbst. Wieder ein kleines Buch-Juwel, dass ich noch öfter lesen und hören werde (Andrea Sawatzki und Ruth Reinecke lesen die Hörbuch-Version, die ich übrigens uneingeschränkt empfehlen kann).