Berührend!

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igela Avatar

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Nachdem einer ihrer Klienten Selbstmord begangen hat und sie Zeuge war, erkrankt die Anwältin Solène an einem Burnout . Voller Fragen ihr Leben und ihre Zukunft betreffend, kündigt sie ihren Job und sucht eine Stelle, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Was sie in ein Frauenhaus in Paris führt. Was als Schreib - und Uebersetzungshilfe für die dort lebenden Frauen gedacht war, entwickelt sich zu einem Herzensprojekt. Im Palast der Frauen erfährt Soléne auch viel über das Hilfsprojekt der Heilsarmee. Die Gründerin, Blanche Peyron, die um 1923 ihr ganzes Herzblut für die Ärmsten Stadt gegeben und das Frauenhaus gegründet hat.


In wechselnden Kapiteln wird die Geschichte in zwei Erzähl - und Zeitebenen gegliedert.
Da ist erst mal Blanche Peyron, die in der Heilsarmee den Bedürftigen hilft und mir ein ganz anderes Bild der Heilsarmee gegeben hat. Denn die kannte ich bisher nur als Secondhandshop und singend um Spenden bittend. Blanche wird Kapitän der Heilsarmee und gründet den Frauenpalast, hier auch " Das Haus der Frauen " genannt.
Und dann sind da die Kapitel rund um Solène, die mich völlig umgehauen haben. Denn mit viel Feingefühl und Beispielen rund um die Not der Frauen im Frauenhaus zeigt die Autorin, wie Paris auch sein kann. Die verschiedenen Schicksale, von der geflüchteten Frau aus Afghanistan bis zur Arztgattin aus Paris, die immer wieder von ihrem Mann geschlagen wird.
Das Haus der Frauen, das dem Buch auch den Titel gibt, ist ein Frauenwohnheim mitten in Paris. In diesem Haus leben Frauen, die sich am Rande der Gesellschaft bewegen. Mit Alkohol oder Drogenproblemen, misshandelt, mit Migrationshintergrund, in einem Wiedereingliedrungsprozess oder mit einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung. In diesen Kapiteln lernt man Schicksale kennen, die gar nicht so weit von der Realität abdriften. Und die gerade deswegen berühren.
Die Geschichte trägt biographische Züge, denn tatsächlich war die Gründerin des Frauenpalastes in Paris Blanche Peyron. Per Google habe ich viel erfahren über die mir vorher unbekannte Frau.
Solène und Blanche, zwei überaus starke Figuren, die mich überzeugt und gefesselt haben.

Mit ihrem klaren, ja fast pragmatischen Schreibstil hat mich Laetitia Colombani schon in "Der Zopf " begeistert. Akzentuiert und ohne überflüssige Worte zu verlieren, konzentriert sie sich auf das Wesentliche. Und daraus eröffnet sich dem Leser eine berührende Geschichte.