Schöne Idee

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sursulapitschi Avatar

Von

70% dieses Buches fand ich ganz wunderbar.
Es geht um den „Palast der Frauen“ in Paris, in dem in der Gegenwart die Anwältin Solène als freiwillige Schreiberin anfängt. Sie braucht nach einem Burnout eine neue Perspektive. Den unterschiedlichsten in Not geratenen Frauen zu helfen, hilft auch ihr. Parallel blickt man in die Vergangenheit, wo Blanche Peyron sich für die frisch gegründete Heilsarmee engagiert und dann Mitte der 20er Jahre genau dieses Frauenhaus gründet.

Die ersten Seiten fliegen dahin. Man kann sich sehr gut in Solène hineinversetzen. Es ist spannend, mit ihr gemeinsam die Frauen und ihre Schicksale kennenzulernen und ihnen langsam näher zu kommen. Leider wird irgendwann der Bogen überspannt. Man kann nicht unendlich viele traurige Geschichten verkraften und spätestens an der Stelle, wo auch noch ihr Psychiater seine persönlichen Probleme auspackt, hat man genug davon. Hier wird sich kräftig im Leid gesuhlt, um dann zum Ende hin mit Pauken und Trompeten auf einer Weihnachtsfeier geläutert ein Happy End zu verleben. Schade, es fing so gut an.

Blanches Geschichte ist grundsätzlich bemerkenswert, wird aber eher nüchtern im Zeitraffer erzählt von ihrer Jugend bis zu ihrem Tod. Sie hätte sehr viel mehr ausgearbeitet werden müssen, um aus Blanche, dem Idealbild einer aufopferungsvollen Frau, einen Menschen zu machen. Und auch hier tönen zum Ende die Fanfaren.

Die Idee dieses Buches ist großartig, das Thema spannend, der Erzählstil fesselnd. Leider verliert sich das Ganze am Ende im Kitsch. Daraus hätte man sehr viel mehr machen können.
Nette Lektüre ist es trotzdem, nett, harmlos, ein bisschen vorhersehbar, es hätte aber das Zeug für Großes gehabt.