Seichter Roman für nicht gerade seichte Themen

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queenhedy Avatar

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Laetitia Colombani setzt durch ein eindrucksvolles Zitat am Beginn des Romans und einen starken Einstieg in die Geschichte sehr hohe Erwartungen. Doch leider stellen sich diese Erwartungen als hoffnungslos dar. Colombani hat einen einfachen und leichten Schreibstil, durch den sich das Buch schnell lesen lässt. Man könnte es als seichte Nebenbeilektüre sehen, doch die angesprochenen Themen sind wichtig und überhaupt nicht seicht. Das Format, dass die Autorin gewählt hat ist unpassend und bringt die Botschaft, die sie vermitteln möchte nicht an die Leser*innen.
Während Solènes Geschichte anfangs noch sehr realitätsnah erzählt wird, sind die Abschnitte über Blanche von Beginn an romantisiert und kitschig geschildert. Leider nimmt dies auch bald in der Gegenwart mit Solène überhand. Die Leser*innen erfahren innerhalb kürzester Zeit die schrecklichen Schicksale von vielen Frauen, die jedoch möglichst nett und umgänglich geschildert werden - wenn man über das Thema Genitalverstümmelung schreiben möchte, sollte man auch Wörter wie "Intimbereich", "Vagina" oder zumindest "Genital" verwenden. Manchmal trifft die Autorin dabei den falschen Ton und zerstört Hoffnungen eher, als dass sie Unterstützung für Frauen bietet, die ähnliches durchgemacht haben. An anderen Punkten wiederum wirkt die Erzählung einfach unrealistisch, weil die Autorin für all ihre sympathischen Charaktere - zu denen man kaum Bindung aufbauen kann, da man auf einmal mit dem ganzen Brocken ihrer Lebensgeschichte getroffen wird und sonst kaum etwas von ihnen mitbekommt - nur das Beste möchte und ihnen allen ein riesen Happy End schreibt.