Wieder ein feministisches und emotionales Meisterwerk

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Colombanis Erstlingswerk "Der Zopf" war ja schon grandios und erhielt bei mir volle Punktzahl. Daher bin ich mit Vorsicht an ihr 2. Buch gegangen, ob sie das hohe Level halten kann. Und ich muss sagen: Sie kann es!

Der Schreibstil ist fesselnd und sehr leicht. Ich bin wieder nur so durch die Seiten gefolgen und mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Charaktere waren sehr authentisch und realitätsnah. Mir gefällt es sehr, dass sie immer Frauen in den Vordergrund stellt und diese mit all ihren Schwächen und Stärken porträtiert. Insgesamt gefällt mir der feministische Einschlag sehr.

Dass das Buch eigentlich aus 2 Handlungssträngen (Vergangenheit und Gegenwart) besteht, stört dabei überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es war sehr interessant etwas über Blanche Peyron zu lesen und ihren Kampf gegen das Elend. Ich wollte im Nachgang selbst dazu nochmal recherchieren, aber man bekommt lediglich ein paar dünne französische Wikipedia-Einträge. Umso besser das mit diesen Buch der Frau wie eine Art Denkmal errichtet wird.

Was mich aber an diesem Buch am meisten "begeistert" hat, ist dessen Emotionalität. Bspw. die Erzählung über die Obdachlose mit ihrem Baby oder die Problematik der Genitalverstümmelung. Alles Dinge, die natürlich einem schon vorher bewusst/bekannt waren, aber irgendwie schafft es Colombani damit das Herz zu erreichen und Gefühle zu erwecken. Ich bin sonst nicht so, aber ich hatte dann immer einen Kloß im Hals und feuchte Augen. Und somit schwenkt die Autorin nochmal den Blick auf Probleme in unserer Welt, die nicht wegzudiskutieren sind und gegen die es anzukämpfen gilt. Wie es auch Blanche und Solene tun.

Da ich kein Fitzelchen an schlechter Kritik aufbringen kann (nur, dass es zu kurz war), kann ich nur volle Punktzahl und vollste Weiterempfehlung geben.