Düsteres Familiengeheimnis

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Bei ihrem wöchentlichen Besuch findet Eleanor ihre Großmutter Vivianne ermordet vor und sieht dabei kurz den Täter aber aufgrund ihrer Gesichtsblindheit, kann sie ihn nicht beschreiben. Wenig später erfährt sie, dass ihre Großmutter ihr den Gutshof Solhöga vererbt hat, dessen Existenz ihr bisher nicht bekannt war. Zusammen mit ihrem Freund Sebastian und ihrer Tante Veronika fährt Eleanor zu dem Anwesen, nördlich von Stockholm um mit dem Notar Rickard ein Nachlassverzeichnis zu erstellen. Doch schon bald geschehen dort mysteriöse Dinge. Der Gutsverwalter scheint spurlos verschwunden und Eleanor fühlt sich zunehmend verfolgt und beobachtet. Die Situation spitzt sich zu, als sie den Verwalter tot auffinden und ein Schneesturm sie auf dem Gut von der Außenwelt abschneidet.

Camilla Sten legt mit diesem Buch ihren zweiten Thriller vor. Mir hatte „Das Dorf der toten Seelen“ bereits sehr gut gefallen, und ich war gespannt auf ihr neues Buch. Das Cover zeigt ein einsames Haus im Schneesturm und spiegelt so den eisigen schwedischen Winter wieder, dessen Kälte mich beim Lesen frösteln ließ.
Ich mag ihren Schreibstil, der sich angenehm und flüssig lesen lässt. Sie versteht es hervorragend Spannung aufzubauen und eine unheimliche und düstere Atmosphäre zu schaffen. Ich war sehr schnell gefesselt von der Handlung und der Atmosphäre, wollte unbedingt wissen, welche Geheimnisse sich auf Solhöga verbergen und warum Vivianne sterben musste. Als Briefe verschwinden, die Tante niedergeschlagen wird und Eleanor eine mysteriöse Gestalt beobachtet ahnen sie, dass sie nicht allein sind und Viviannes Mörder sich vielleicht unter ihnen befindet.
Die Geschehnisse in der Gegenwart werden von Eleanor in der Ich-Perspektive erzählt, wodurch ihre zunehmende Unsicherheit und Beklemmung hautnah zu spüren ist. Nach dem Auffinden der ermordeten Vivianne war sie traumatisiert und ist immer noch in Behandlung. Sie ist sich oft nicht sicher, ob alles real ist, was sie sieht. Sie hatte kein gutes Verhältnis zu ihrer Großmutter und nach dem Auftauchen eines mysteriösen Tagebuchs wächst ihr Gefühl, sie gar nicht richtig zu kennen. Trotz ihrer Angst versucht sie verbissen hinter das Geheimnis zu kommen und wächst dabei über sich hinaus. Ihre Beeinträchtigung durch die Gesichtsblindheit ist ein spannendes Element, das mir gut gefiel.
Daneben gibt es Rückblicke in die Vergangenheit Mitte der Sechzigerjahre, aus der Sicht des polnischen Hausmädchens Annuschka, die damals auf Solhöga arbeitete. Diese enthüllen Stück für Stück das dunkle Familiengeheimnis, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat und mit einer überraschenden Wendung aufwartet, die ich nicht erwartet hatte.

Der Plot war gut durchdacht, logisch und sehr spannend konstruiert durch die verschiedenen Zeitebenen und mit facettenreichen Figuren von denen mehr als eine verhängnisvolle Geheimnisse verbirgt. Das Setting mit dem einsamen Gutshof war gut gewählt und der einsetzende Schneesturm, der die kleine Gruppe von der Außenwelt abschnitt und sie dem Mörder auslieferte sorgte für eine stetig steigende Spannungskurve und so manche Gänsehaut. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen bis zur Auflösung, die logisch war und alle Antworten lieferte.

Camilla Sten hat erneut einen spannenden und atmosphärisch düsteren Thriller vorgelegt, der absolut empfehlenswert ist.