Erwartungen nicht ganz erfüllt

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rinoa Avatar

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Nach „Das Dorf der toten Seelen“ habe ich mich sehr auf den neuen Thriller von Camilla Sten gefreut. Der Klappentext versprach wieder eine spannende, mysteriöse und auch gruselige Geschichte. Leider konnte diese mich aber nicht so richtig fesseln.

Zunächst einmal gefällt mir der Schreibstil der Autorin wirklich gut, er lässt sich angenehm lesen und Eleanor erzählt in Ich-Form, was ich sowieso gerne mag. Auch fand ich das Thema der Gesichtserkennungsschwäche wirklich interessant und auch schlimm für die Betroffenen, insbesondere wenn man wie hier, einem Mörder begegnet und diesen einfach nicht (wieder)erkennen kann.

Nach dem Mord an Vivianne gibt es einen Bruch und die Geschichte startet quasi einige Monate später auf Solhöga. Mir hat so ein bisschen gefehlt, was in der Zwischenzeit passiert ist, obwohl es da immer wieder Andeutungen gab, aus denen ich es mir zusammenreimen konnte. Trotzdem hatte ich dadurch immer wieder das Gefühl, mir fehlen (wichtige) Informationen.

Überhaupt bleibt insgesamt Vieles vage, die Beziehung zwischen Eleanor und ihrem Freund Sebastian, die Beziehungen innerhalb Eleanors Familie, insbesondere auch in Bezug auf Vivianne (und auch sie selbst als Person) und warum der Kontakt so schwierig war.
Grundsätzlich finde ich so etwas gar nicht so schlimm, weil dadurch auch die Spannung erhöht werden kann, hier hat es mich aber gestört.

Denn trotz des wirklich spannenden Settings konnte mich die Geschichte nicht ganz packen. Auf Solhöga herrscht schon eine unheilvolle Atmosphäre, dann kommt noch ein Schneesturm hinzu, Eleanor fühlt sich verfolgt, nicht alleine im Haus… Das alles ließ mich doch relativ unberührt.

Hinzu kommt, was mich wirklich sehr geärgert hat, dass im Klappentext etwas „verraten“ wird, das letztendlich erst nach der Hälfte des Buches passiert und so von Beginn an einen Teil der Spannung nimmt. Ich weiß nicht, ob es da einen Zusammenhang gab, aber tatsächlich nahm das Buch für mich erst so ab der Hälfte an Fahrt auf und wurde dann auch immer spannender.

Fast am besten haben mir tatsächlich die Tagebucheinträge gefallen, die zwischendurch immer mal wieder eingeschoben werden und von einer Bediensteten auf Solhöga namens Annuschka ab dem Jahr 1965 erzählen. Diese bringen ganz langsam etwas Licht ins Dunkel und führten dazu, dass ich unbedingt wissen wollte, was damals passiert ist und was das alles mit den Geschehnissen heute zu tun an.

Die Auflösung fand ich dann schon recht konstruiert und passend gemacht bzw. teilweise sehr gewollt irreführend. Allerdings hat mich das Ende auch noch eine Weile beschäftigt und berührt.