Spannungsgeladenes Kammerspiel

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nicky_g Avatar

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Eleanors Großmutter Vivianne wird vor ihren Augen ermordet. Der Mörder kann allerdings unerkannt fliehen, weil Eleanor gesichtsblind ist. Einige Monate später besucht sie mit ihrem Freund Sebastian, ihrer Tante Veronika sowie dem Anwalt Rickard den Gutshof Solhöga, den sie zwar geerbt hat, von dem sie aber bisher nichts wusste.

Kaum hat sich das Quartett eingerichtet, passieren seltsame Dinge: Eleanor glaubt einen Schatten zu sehen, der sich am Schuppen versteckt, Briefe aus Veronikas Besitz verschwinden, dafür taucht ein mysteriöses Tagebuch auf. Und wo ist eigentlich Bengtsson, der Gutsverwalter?

Die Geschichte ist zum einen aus Eleanors Perspektive geschrieben, so dass ihre Beklemmung und Unsicherheit sehr deutlich spürbar ist. Die Erzählweise ist direkt und persönlich. Zum anderen wird aus Annuschkas Sicht erzählt, die Mitte der 60er-Jahre Dienstmädchen auf Solhöga war und deren Geschichte der Ausgangspunkt war, weshalb Vivianne Solhöga den Rücken kehrte.

Es passiert nicht viel und der Handlungsort ist fast ausschließlich der Gutshof, aber gerade dies erzeugt ein schleichendes klaustrophobisches Unbehagen. Schon während Eleanor mit Sebastian zu dem Gutshof fährt, wird die Gegend als wenig einladend, öd und einsam beschrieben. Als ein Schneesturm sie dann noch von der Außenwelt abschottet, kann man das Buch kaum zur Seite legen. Langsam beginnen sich die Fäden zu entwirren, aber quälend langsam.

Trotz der reduzierten Handlung und der Fokussierung auf einen Ort schafft es Camilla Sten eine sehr spannende Geschichte zu erzählen. Dass diese vielleicht ein wenig zu konstruiert erscheint, wird durch die atemlose Spannungserzeugung wett gemacht, die allerdings auch erst im zweiten Teil des Buches greift.