Atmosphärisch, klug und bewegend – ein historischer Roman mit Tiefe

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chris9081 Avatar

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„Das Haus der Türen“ von Tan Twan Eng hat mich auf mehreren Ebenen überzeugt. Der Roman vereint eine spannende historische Kulisse mit einer fein erzählten, persönlichen Geschichte. Besonders das Setting in Malaysia der 1920er Jahre fand ich faszinierend – eine Zeit und ein Ort, über die ich bisher wenig gelesen habe. Die dichte Atmosphäre, das Kolonialleben, die politischen Spannungen und kulturellen Gegensätze bilden den gelungenen Hintergrund für die Handlung.

Die Hauptfigur Lesley Hamlyn hat mich als Leserin schnell eingenommen. Ihre leise Entwicklung, ihre innere Zerrissenheit zwischen gesellschaftlicher Pflicht und persönlichem Wunsch, wird glaubwürdig und differenziert erzählt. Ihre Begegnung mit dem Schriftsteller Somerset Maugham bringt vieles in Bewegung – nicht dramatisch, sondern eher durch Gespräche, Beobachtungen und das allmähliche Öffnen von Erinnerungen. Auch Maugham selbst ist interessant gezeichnet, ohne überhöht zu werden.

Der Schreibstil ist ruhig, bildhaft und sehr sorgfältig. Besonders mochte ich, wie viel durch Andeutungen und Zwischentöne transportiert wird. Tan Twan Eng vertraut auf die Wirkung seiner Sprache und das funktioniert sehr gut. Man merkt außerdem, wie gründlich recherchiert wurde, ohne dass der Text dadurch trocken wirkt.

Insgesamt ist „Das Haus der Türen“ ein Roman, der zum Nachdenken anregt – über das Leben in engen gesellschaftlichen Strukturen, über das Verbergen von Wahrheit und über die Frage, wie viel Freiheit ein Mensch wirklich hat.

Fazit: Wer historische Romane mit Tiefgang und einer starken Atmosphäre schätzt, wird hier sicher fündig. Eine klare Leseempfehlung von mir – ein ruhiges, gut erzähltes Buch, das noch lange nachwirkt.