Ein wunderschönes Buch

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Der Roman „Das Haus der Türen“ von Tan Twan Eng ist bisher das Überraschungsbuch des Jahres 2025 für mich. Gekonnt verbindet der Verfasser fiktive Personen mit Personen, die tatsächlich existiert haben zu einer bewegenden Geschichte. Poetisch erzählt, schildert der malaysische Autor die Geschichte der Eurasierin Lesley Hamlyn, die mit ihrem britischen Mann Robert, einem Anwalt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Penang lebt. Ihre Ehe ist in eine Krise geraten und die beiden leben nur noch nebeneinander her. Als der Schriftsteller William Somerset Maugham mit seinem Sekretär Gerald, der in Wirklichkeit sein Geliebter ist, seinen Freund Robert besucht, vertraut sich Lesley ihm an und erzählt ihm eine Geschichte, die ihre Ehe vollständig zerstören würde, wenn sie ans Licht käme.
Was als sehr ruhige Erzählung beginnt, entwickelt sich im Laufe des Romans zu einer sehr vielschichtigen Story.
Eindrucksvoll wird dargestellt, welches Leben die britischen Kolonialherren damals führten, welches Rollenbild der Frau in diesem System dominierte und wie zerrissen Frauen waren, die ihrem Herzen folgten und aus ihren Rollen auszubrechen versuchten.
Außerdem wird sehr sensibel beschrieben, wie schwierig es war Homosexualität zu leben, die zu diesen Zeiten von der Gesellschaft noch absolut geächtet wurde.
Tan Twan Eng hat einen wunderschönen Schreibstil und dieser macht das Buch für mich wirklich so besonders. Man sieht die Schönheit der Insel quasi vor sich, ebenso wie die lebendigen bunten Viertel von George Town.
Auch wenn der Roman teilweise etwas melancholisch ist, so möchte man immer weiter lesen und sich in die besondere Atmosphäre verstricken lassen. Für mich war die Lektüre ein echter Lesegenuss und wer einmal ein kleines sprachliches Meisterwerk lesen möchte, dem kann ich „Das Haus der Türen“ nur empfehlen!