Großes Kino
„Das Haus der Türen“ ist großes Kino. Mit atmosphärischen Bildern und gewählter Sprache tauchen wir ein in die tropische Hitze von Penang, anfangs des 20. Jahrhunderts: Meeresrauschen, Vogelgekecker, Gläsergeklirre und das leise Rascheln von Baumblättern begleiten das höfliche Geplänkel, derer man sich auf der Veranda des Cassowary-Hauses hingibt. Es gehört Leslie und Robert Hamlyn, die ihre beiden Gäste, den berühmten Schriftsteller Willie Somerset Maugham und seinen Sekretär Gerald empfangen. Distinguiert und distanziert werden Nettigkeiten ausgetauscht – aber auch schon die ersten Andeutungen, dass das nicht so bleiben wird. Und tatsächlich, in einer schlaflosen Nacht bietet Leslie dem in einer Schreibblockade steckenden Willie eine bisher geheim gehaltene Geschichte an: ihre eigene.
Dass Tan Twan Eng mit diesem Werk für den Booker Prize nominiert war, verwundert nicht. Spielend leicht wechseln die Zeitebenen, ohne dass Knoten im Hirn entstehen. Und je tiefer man in Leslies – und auch Willies – Geschichte(n) eintaucht, in desto mehr Abgründe blickt man hinter der Fassade der britischen Kolonialherren und -damen. Es wird politisch, es wird gesellschaftskritisch, vor allem die undankbaren Geschlechterrollen bekommen so viel Fett ab, dass man fast darüber staunen muss, dass dieses Buch von einem Mann geschrieben wurde.
Trotz der vielfältigen Themen verliert der Autor nie den Faden, und alles fügt sich organisch ineinander. Vor allem die geschliffenen Dialoge haben mich begeistert, da sind wir wieder beim Thema Film: schwerelos entstehen die Szenen vor dem inneren Auge, man hat Willies leichtes Stammeln im Ohr, Leslies in Erinnerungen kramendes Zögern. Ich konnte mir immer bestens vorstellen, dass es genauso gewesen sein könnte…
… Und ja, ein Teil dieser filmreifen Story ist nicht nur einfach Fiktion. Tan Twan Eng schafft es, die historischen Eckpunkte zu einem nicht nur glaubwürdigen, sondern auch sehr emotionalen und bildreichen Lesevergnügen zu schustern, und das bis zum Abspann… Großes Kino eben!
PS: Wer bei Google Maps „Armenian Road, Georgetown“ eingibt, bekommt noch die entsprechende Kulisse geliefert, es macht den Anschein, als ob sich hier in den letzten 100 Jahren nicht viel verändert hätte…
Dass Tan Twan Eng mit diesem Werk für den Booker Prize nominiert war, verwundert nicht. Spielend leicht wechseln die Zeitebenen, ohne dass Knoten im Hirn entstehen. Und je tiefer man in Leslies – und auch Willies – Geschichte(n) eintaucht, in desto mehr Abgründe blickt man hinter der Fassade der britischen Kolonialherren und -damen. Es wird politisch, es wird gesellschaftskritisch, vor allem die undankbaren Geschlechterrollen bekommen so viel Fett ab, dass man fast darüber staunen muss, dass dieses Buch von einem Mann geschrieben wurde.
Trotz der vielfältigen Themen verliert der Autor nie den Faden, und alles fügt sich organisch ineinander. Vor allem die geschliffenen Dialoge haben mich begeistert, da sind wir wieder beim Thema Film: schwerelos entstehen die Szenen vor dem inneren Auge, man hat Willies leichtes Stammeln im Ohr, Leslies in Erinnerungen kramendes Zögern. Ich konnte mir immer bestens vorstellen, dass es genauso gewesen sein könnte…
… Und ja, ein Teil dieser filmreifen Story ist nicht nur einfach Fiktion. Tan Twan Eng schafft es, die historischen Eckpunkte zu einem nicht nur glaubwürdigen, sondern auch sehr emotionalen und bildreichen Lesevergnügen zu schustern, und das bis zum Abspann… Großes Kino eben!
PS: Wer bei Google Maps „Armenian Road, Georgetown“ eingibt, bekommt noch die entsprechende Kulisse geliefert, es macht den Anschein, als ob sich hier in den letzten 100 Jahren nicht viel verändert hätte…